Jugend musiziert in Ratingen

200 Musiker machen beim Wettbewerb mit. Die Veranstalter erwarten bis zu 1000 Besucher.

Ratingen. Wenn am Freitag um 14 Uhr Jil Kristin Binder und Helena Krass im Ferdinand-Trimborn-Saal der städtischen Musikschule als „vierhändiges“ Klavierduo am Flügel sitzen, fällt damit auch der Startschuss für eine Premiere: Nach 20 Jahren in Hilden geht der Regionalwettbewerb von „Jugend musiziert“ erstmals in Ratingen über die Bühne.

Erstmals? Als Regionalwettbewerb ja, als Jugend-musiziert-Wettbewerb nein. Denn von 1967 bis 1982 hatte die Stadt Ratingen bereits 15 Jahre lang einen eigenen Wettbewerb durchgeführt, wie Musikschulleiter Paul Sevenich recherchiert hat.

Als 1982 der Kreistag auf Betreiben von CDU und FDP den Wettbewerb auf eine regionale Ebene stellen und nach Mettmann verlegen wollte, habe der damalige CDU-Altbürgermeister Ernst Dietrich gemeinsam mit der SPD dagegen gestimmt: Ratingen wollte den eigenen Wettbewerb behalten und auch selbst bezahlen. Erst in der zweiten Abstimmung, nachdem der Kreis die volle Kostenübernahme zugesichert hatte, war eine Mehrheit zustande gekommen.

Der musikalische Wettstreit fand danach als Regionalwettbewerb einige Male in Mettmann statt, danach 20 Jahre lang in Hilden, das als exzellenter Gastgeber gelobt wurde.

Diese Rolle möchte auch Sevenich einnehmen. „Die Vorfreude ist riesig — die Herausforderung aber auch.“ Von Freitagmittag bis Sonntagabend werden in den Räumen der Musikschule an der Poststraße mehr als 200 junge Musiker im Alter zwischen sieben und 20 Jahren sich dem strengen Urteil der Jurys stellen — ob vierhändig am Klavier, als Holz- oder Blechbläser, Gitarristen oder Mandolinisten oder als Klavier-Streicher-Duo.

Verwaltung, Organisation, Erstellung des Ablaufplans hat der Kreis übernommen. Sevenich und sein Team mussten dafür minutiös austüfteln, wann und in welchen Räumen die Teilnehmer vorspielen oder sich auf ihren Auftritt vorbereiten, ohne sich gegenseitig in die Quere zu kommen. „Wenn in einem Raum eine Mandoline vorspielt, darf nicht nebenan ein Klavier-Duo üben.“ Im Vorfeld haben Sevenich und Klavierlehrer Hubert Tacke im ganzen Haus getestet, wie schalldicht die jeweiligen Übungs- und Einspielräume sind.

Um überhaupt genügend Räume zur Verfügung zu haben, wurde der reguläre Musikschulunterricht, der am Freitagnachmittag stattfindet, ins benachbarte Weizsäcker-Gymnasium ausgelagert. Auch die Volkshochschule hat für den Musikwettbewerb auf die Durchführung ihrer Kurse verzichtet und ihre sonst belegten Räume zur Verfügung gestellt. Dennoch war es für Paul Sevenich eine „unglaubliche Tüftelei“, jedem Teilnehmer für eine bestimmte Einspielzeit vor dem Auftritt einen geeigneten Raum zuzuordnen.

Und weil 200 junge Musiker und deren Lehrer und Verwandtschaft auch beköstigt werden wollen, hat sich der Förderverein der Musikschule mächtig ins Zeug gelegt. Neben dem festen Stamm um den Vorstand haben sich noch 44 Freiwillige gemeldet, die während des gesamten Wettbewerbes belegte Brötchen, Gulaschsuppe, Würstchen und Kuchen sowie Getränke anbieten.

„Wir müssen rund 30 Stunden präsent sein“, weiß Förderverein-Vorsitzender Lutz Beyering. In Dreierschichten werden rund 100 Stunden Service geleistet. Beyering rechnet damit, dass an den drei Wettbewerbstagen etwa 1000 Besucher in die Musikschule kommen.

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