Imker wegen Bienensterben in Sorge

Der Ratinger Bienenzuchtverein macht mit Aktionen auf die kritische Lage aufmerksam.

Imker wegen Bienensterben in Sorge
Foto: Blazy

Ratingen. Eigentlich ist das mit den Blümchen und den Bienen gar nicht so kompliziert: Pflanzen Sie so viele Blumen wie möglich und nutzen Sie so wenig Pflanzengift wie nötig! Damit wäre eigentlich schon alles gesagt. Das gilt übrigens auch für den, der keinen großen Garten vor der Haustüre hat. „Ein kleiner Balkon reicht aus, um etwas für den Bienenschutz zu tun, indem man dort Nahrungsquellen zur Verfügung stellt“, erklärt Franz Naber, Vorsitzender des Ratinger Bienenzuchtvereins, der in diesem Jahr 150 Jahre alt wird. „Mit einem kleinen Kräuterbeet machen Sie sich und die Bienen glücklich. Einen Teil der Kräuter lässt man blühen, den anderen nutzt man für die Küche. Pflanzenschutzmittel lassen sich problemlos aus dem Sud von Brennnesseln herstellen.“

Man merkt dem Fachmann seine Leidenschaft für das kleine Insekt an, das Wohlergehen und der Fortbestand der unzähligen Bienenarten liegen ihm, genau wie seinen beiden Vereinskollegen Antonius Woltering und Manfred Henke so sehr am Herzen, dass sie nicht müde werden, Aufklärungsarbeit zu leisten. „Wir stehen in Kontakt mit Ratinger Unternehmen, die oft auf großen Grundstücken stehen und empfehlen ihnen, dort Blumenwiesen anzulegen. Mitsubishi, Siebeck und die Firma SAP sind bereits im Bienenschutz aktiv oder zeigen sich sehr interessiert daran“, freut sich Naber. „Wir hoffen, dass noch mehr Firmen nachziehen.“

Denn Bienen brauchen zwischen 120 und 150 verschiedene Pollenarten, um gesund und aktiv zu bleiben, die Blumenvielfalt ist also unerlässlich für die Artenerhaltung. „Es gibt auch spezielle Baumarten, die Kastanie etwa oder der Bienenbaum, der noch recht unbekannt ist. Er wird sehr gerne auch in der Nähe von Spielplätzen gepflanzt, da er so eine starke Anziehungskraft auf die Bienen hat, dass er dadurch die Tiere von den Spielflächen weglockt“, weiß Antonius Woltering. Denn Bienen sind zwar friedlich und tun dem Menschen nichts, sofern er sich ruhig benimmt, bei schnellen oder hektischen Bewegungen (wie häufig bei Kindern) empfinden die Insekten allerdings Bedrohung und könnten zustechen. Um gerade den Kleinen den richtigen Umgang mit den Bienen, die sie häufig nur als „lustige Maja“ und „trägen Willi“ aus dem Fernsehen kennen, aufzuzeigen, lädt der engagierte Verein jedes Jahr Kitas und Schulen zu Führungen ein. Und die Lintorfer Imker bieten in Kooperation mit der ansässigen Werbegemeinschaft Patenschaften für Bienenvölker an. „Für 100 Euro kann eine Patenschaft übernommen werden, dafür erhält man dann rund vier Gläser Honig, Berichte über die Entwicklung der Bienen und kann das Volk zweimal besuchen. Die Hälfte des Geldes fließt in Lintorfer Bienenschutzprojekte“, erläutert Franz Naber.

Auch die Stadt zeigt sich offen für Programme, die dem Insektenschutz zugutekommen. Bürgermeister Klaus Pesch hat die Schirmherrschaft für 2018 übernommen, anlässlich des 150. Vereinsbestehens. Nach einem Ratsbeschluss vom 20. März soll ein naturnahes Konzept für die Grünflächen der Stadt Ratingen entwickelt werden. „Lassen wir Ratingen erblühen und geben den Bienen eine Chance“ — so formuliert der Bienenzuchtverein sein Anliegen. „Ich war früher beim Integrationsdienst der Stadt“, erzählt Franz Naber, „da war es eigentlich genauso. Nur wenn jeder Einzelne in seinem Rahmen mitmacht, kann sich auch Positives entwickeln.“

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