Hospizbewegung: Beistand für den letzten Weg

Seit 1995 begleitet die Hospizbewegung Ratingen Menschen beim Sterben. Am 13. April findet in der Stadthalle erstmals ein großer Infotag statt.

Ratingen. Der Tod wird gerne verdrängt. Bis man selbst, ein Angehöriger oder ein Freund am Ende des Lebensweges steht und dann Fragen nach Begleitung oder Unterstützung aufkommen. Die Hospizbewegung Ratingen will darauf Antworten geben. 1995 von einer Gruppe engagierter Ratinger gegründet, hat sie es sich zum Ziel gemacht, die Versorgung schwerstkranker und sterbender Menschen in ihrem Zuhause zu verbessern, aber auch Ansprechpartner für die ortsansässigen Krankenhäuser und Altenheime zu sein.

Um noch mehr Menschen über das Angebot zu informieren, haben die Koordinatorinnen der Hospizbewegung, Martina Rubarth und Brigitta Zöfelt, erstmals einen Hospiztag organisiert. Die Premiere findet am Samstag, 13. April, von 9.30 bis 17.30 Uhr in der Stadthalle statt. Das Leitthema lautet: „Würdevolles Sterben zu Hause.“

„Wir wollen alle Bürger direkt ansprechen und eine möglichst große Öffentlichkeit erreichen“, sagt Rubarth. Ihr Ziel: Alle Ratinger sollen wissen, dass es hier eine Hospizbewegung gibt und welche Angebote sie hat. Keine Fachtagung soll es sein, sondern „Infos aus erster Hand“ für alle bieten.

So wird es zwar auch Fachvorträge geben — etwa über die palliativmedizinische Versorgung — aber auch persönliche Beratungen zu Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht. Die Demenzinitiative informiert zudem über ihr Netzwerk, ein Bestatter zeigt Möglichkeiten der Verabschiedung zu Hause auf.

Zwei ehrenamtliche Mitarbeiterinnen, Gerlinde Marzi und Christel Böcker, erzählen von ihren Sterbebegleitungen. Marzi ist vom ersten Tag an bei der Hospizbewegung dabei, hat inzwischen viele Menschen auf dem letzten Weg begleitet.

„Manche haben drei Tage gedauert, manche ein Jahr“, sagt sie. Eine Sterbebegleitung dauerte sogar nur eine Stunde. „Der Sohn war dabei, das war ein liebevolles, dankbares Abschiednehmen. Das ist mir sehr nahegegangen, aber auf angenehme Art“, erinnert sich Marzi.

Zu Wort kommen soll beim Hospiztag auch die andere Seite: Als Angehörige spricht Gudula Raudszus-Nieman von ihren persönlichen Erfahrungen. Abgerundet wird das Angebot durch ein Kulturprogramm: Die Künstlerin Anette Kuhr singt Chansons („Wenn ich tot bin. . .), der Clown Globo will „das Lächeln am Fuß der Bahre“ mal heiter, mal nachdenklich betrachten. Eine Totenfotografie-Ausstellung ist den ganzen Tag über im Foyer zu sehen. Rubarth: „Das sind sehr ästhetische Bilder, aber trotzdem keine leichte Kost. Viele Menschen haben noch nie einen Toten gesehen.“

Moderiert wird der Hospiztag von Tatjana Pioschek (Radio Neandertal), Schirmherr Bürgermeister Harald Birkenkamp spricht ein Grußwort. Der Eintritt ist frei. Rubarth: „Wir wollen informieren, aber auch berühren — so ist das Programm bewusst gewählt.“

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