Heisenberg-Schule: Entsetzen und Trauer über das Ende

Die Realschule wird aufgelöst. Der neue fünfte Jahrgang wird auf andere Einrichtungen verteilt.

Lintorf. Um Viertel vor zehn flossen im Lehrerzimmer der Werner-Heisenberg-Realschule Tränen: Mit Trauer, Fassungslosigkeit und Entsetzen hörte sich am Freitag das Lehrerkollegium die Ausführungen von Schulleiter Wolfgang Schoch an, der das Aus für seine Schule bekanntgeben musste. Mit einem handgeschriebenen Zettel an der Tür hatte Schoch seine Kollegen zur „wichtigen Dienstbesprechung“ in der großen Pause gebeten.

„Ein paar wussten es schon aus der Zeitung, andere waren völlig geplättet“, erzählt Schoch. So wie er selbst, als am Tag zuvor sein Telefon klingelte, und erst Schulamtsleiter Johannes Kraft, dann die Bezirksregierung die Hiobsbotschaft übermittelte: Die Werner-Heisenberg-Schule hat keine Zukunft und muss nach und nach aufgelöst werden.

Auch in Teilen der Schülerschaft hatte sich die Nachricht schon herumgesprochen. Schnell machen Gerüchte und Halbwahrheiten die Runde. „Nein, ihr müsst euch jetzt keine Sorgen machen, die Achter bleiben auf jeden Fall bis zu ihrem Abschluss hier“, versucht eine Lehrerin in der Pausenhalle eine aufgeregte Schülergruppe zu beruhigen. Fragen von Sechstklässlern bleiben unbeantwortet und lassen die Kinder ratlos zurück.

Im Sekretariat klingelt seit dem frühen Morgen ununterbrochen das Telefon. Eltern wollen wissen, wie lange ihre Kinder noch im Schulzentrum unterrichtet werden. Andere fragen, was aus der Anmeldung fürs kommende Schuljahr wird. Immerhin hatten sich bereits 30 Kinder für die Realschule in Lintorf entschieden. Manche Eltern kommen direkt ins Sekretariat und wollen einen Gesprächstermin bei Schulleiter Schoch.

Der wirkt noch immer, als könne er die schlechte Nachricht aus Düsseldorf nicht fassen. „Klar, wir wussten, dass die Messlatte mit 52 geforderten Anmeldungen sehr hoch lag. Und es war immer unser Grundprinzip Hoffnung, den Bestand der Schule zu sichern.“

Dabei seien die Zahlen jetzt so stabil wie schon lange nicht mehr. In der Jahrgangsstufe 8 gebe es derzeit 95 Schüler, vor drei Jahren waren es nur 61. Auch die einzige fünfte Klasse, die mit Ausnahmegenehmigung der Bezirksregierung ins aktuelle Schuljahr starten durfte, sei von 18 auf 25 Schüler angewachsen.

„Für das Kollegium und die Schulgemeinde ist es eine Katas-trophe“, sagt Schoch mit leiser Stimme. Er hat früher schon einmal eine Schulauflösung mitgemacht. Da hätten sich Abgründe aufgetan, als langjährige Kollegen zu erbitterten Konkurrenten wurden. Nicht nur die Schüler der unteren Klassen müssen in absehbarer Zeit mit d²em Wechsel an eine andere Realschule rechnen, auch die Lehrer werden versetzt — niemand weiß wohin.

Wann beginnt die Auflösung der Heisenberg-Schule? Schoch rechnet damit, dass die Achtklässler ihren Abschluss noch in Lintorf machen werden. Doch das Aus auf Raten beginnt schon früher. Da die Gesamtschülerzahl auch die Zahl der Lehrer und die Finanzausstattung bestimmt, wird es ab dem neuen Schuljahr schon spürbar bergab gehen.

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