Für sie gibt’s erst mal Kammelle statt Sättel

Die aktuelle Ratingia Renate I. hat neben ihrem Beruf im eigenen Reitsportladen großen Spaß an der närrischen Verwandlung.

Für sie gibt’s erst mal Kammelle statt Sättel
Foto: Achim Blazy

Ratingen. Die Prinzessin war eigentlich nie richtig allein. Und sie hat auch nicht von Kind an Prinzessin werden wollen. Doch sie hat ein Händchen fürs solide Familienleben. Sie — das ist die aktuelle Ratingia, die Frau an der Seite des Karnevalsprinzen. Sie ist schon vor der Geburt Zwillingsschwester gewesen (deshalb auch damals nicht allein) und heißt Renate, karnevalistisch Renate I,. zivilrechtlich Krümmel.

Eine gebürtige Bankkaufrau haben die Jecken an ihrer Spitze, die von sich sagt: „Ich bin die Frau vom Sattlermeister, die Frau vom Reitvereinschef, vom Rittmeister des Ratinger Reitercorps, vom Oberst der Ratinger Sebastianer und vom Ehrenmitglied der Stadtgarde Blau-Rot vom Oberdorf. Ihr Mann, Prinz Peter I., ist nämlich ganz viele. Und am Rosenmontag ist er auch noch Geburtstagskind — er wird 50.

Die Prinzessin hat bis dahin noch ein halbes Jahr Zeit. Dennoch ist davon auszugehen, dass sie die nicht irgendwo gattinnenmäßig verdöst, sondern beherzt an den Ohren packt. Immerhin ist sie in der „Stallgasse“, dem gemeinsamen Reitsportgeschäft auf Gut Volkardey, beruflich zu Hause und auch während der laufenden Session bei der Arbeit. Gibt es große zeitliche Lücken zwischen den einzelnen jecken Terminen, wirft sie im Obergeschoss über dem Laden flott das blaue, bodenlange Gewand ab und auch das Damen-Schiffchen (das von magischen Kräften und einer Klemme im Haar gehalten wird), springt in die Boots und berät ruhig und sachkundig ihre Kundschaft.

Die Tollitäten können sich auf einen ausgefuchsten Terminplan verlassen, werden stets rechtzeitig an Veranstaltungen erinnert und stehen dann mehr oder weniger „stief-staats“ bereit. 200 mal und mehr repräsentieren sie gepflegtes Jecksein, sind im Altenheim und in der Kirche, beim Biwak, im nachgemachten Rathaus, bei Kinderkarnevalisten und werden von Institutionen empfangen. „Die Sprüche macht mein Mann — ich brauche nicht viel zu sagen“ freut sich die Ratingia.

Und was trägt eine Prinzessin so: „Ich habe mich in einem Brautmodenladen informiert und dann zwei blaue Kleider nähen lassen. Eins hat ein Spitzenoberteil und auch noch Spitze am Saum, das andere ist schlichter.“

Bei beiden Gewändern wählte sie Königsblau, was bekanntlich auch Prinzessinnen steht. Dazu kommen dann ein Jäckchen und einiges an wärmenden Kleidungsstücken, natürlich auch noch die australischen Surfer-Boots. Armgelenke und Finger werden mit edlem Metall dekoriert, am Ohr baumelt Glitzerndes und am Hals eine Kette, die immer dazu gehört.

Derartig geschmückt, hinterlässt Prinzessin Renate I. mal ihre 22-jährige Tochter Sabrina, der der elterliche Job gerade gut ins BWL-Studium passt, im Geschäft zurück; mal ist die Großmutter dran, die 18 Jahre alte Marietta abzuholen, die derzeit Zahnmedizin studiert. Das klappt alles — siehe Familiengeflecht — ziemlich gut. Allein Duka, aus Spanien stammender Hund und Repräsentant mancherlei Rassen, fühlt sich manchmal ein bisschen alleingelassen. „Das fange ich dann auf und versuche, die Mama zu ersetzen“, hofft Sabrina.

Im Motto sind Pferdesilhouetten zu sehen; und daneben ist vom Hufschlag die Rede. Es soll nicht verschwiegen werden, dass damit die am meisten genutzte Linie am Rand der Reitbahn bezeichnet wird.

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