Ratingen Freiwillige kochen für Bedürftige

Ratingen. · Kunden der Ratinger Tafel bekommen nun ein warmes Mittagessen von Heinz Hülshoff und anderen Helfern ausgeliefert.

 Heinz Hülshoff (r.) bereitet mit seinen Köchen warme Mahlzeiten für Bedürftige zu.

Heinz Hülshoff (r.) bereitet mit seinen Köchen warme Mahlzeiten für Bedürftige zu.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Heinz Hülshoff ist als singender Wirt dafür bekannt, gute Laune zu verbreiten. Das macht er auch in Zeiten der Corona-Krise. Fast täglich ist Hülshoff unterwegs, um Senioren in den Heimen mit seinen Liedern zu erfreuen – auf Distanz selbstverständlich. Da niemand in die Seniorenheime darf, bietet Hülshoff halt Open-Air-Konzerte an. Die Bewohner der Heime können dann von den Fenstern oder Balkonen aus zuhören und mitsingen.

Wenn Hülshoff nicht singend unterwegs ist, steht er mit seiner Familie in der Küche, um Essen für Bedürftige zu kochen. „Mittlerweile koche ich 20 solcher Essen pro Tag“, sagt Hülshoff. In der nächsten Woche könnten es schon mehr sein.

Die warmen Mittagessen sind für Kunden der Ratinger Tafel gedacht. Seit der Tafelladen geschlossen hat, bekommen die Kunden dort keine Lebensmittel mehr. Jetzt soll durch gelieferte Mittagessen Abhilfe geschaffen werden. „Das Problem ist, dass die Tafel eine Kundenkartei hat und die Adressen von Bedürftigen nun mühsam gesucht werden müssen“ erklärt Hülshoff. Die Idee zu der Aktion habe aber nicht er gehabt, sondern der Ratinger Klempner Jens Polster. Der habe ihm vor drei Wochen Geld gegeben mit der Bitte, dafür Essen für Menschen zu kochen, denen es nicht so gut geht.

Bei Hülshoff stieß er damit auf offene Ohren. Heinz Hülshoff steht seitdem, bis auf samstags, jeden Vormittag mir drei bis vier Helfern aus seiner Familie in der Küche des Europäischen Hofes und kocht für Bedürftige. Die Ratinger Tafel übernimmt mit freiwilligen Helfern die Auslieferung. „Manche Kunden kommen aber auch selbst vorbei und holen das Essen ab“, sagt Hülshoff. Mal gibt es Kalbsragout mit Erbsen, Karfreitag steht Rotbarsch auf dem Speiseplan. Gutbürgerliche ­Küche also.

Die Aktion hat sich herumgesprochen, und Hülshoff ist überwältigt von der Hilfsbereitschaft. Und wenn es etwas Gutes gibt, das diese Krise hervorbringt, dann sei es die Tatsache, „dass die Menschen so nah zusammenrutschen“, sagt Hülshoff. Firmen, Vereine und auch Privatpersonen haben ihm in den vergangenen Wochen und Tagen Geld für Essen zukommen lassen. Die Versorgung von Bedürftigen ist in Ratingen jedenfalls für die nächste Zeit mehr als gesichert. Und die Aktion habe sich sogar bis nach Berlin herumgesprochen. Die Ratinger Bundestagsabgeordneten Kerstin Griese und Peter Beyer haben angefragt, wie sie Hülshoff unterstützen könnten.

Neben all seinem Engagement für andere kümmert sich Hülshoff aber auch noch um sein eigenes Geschäft. Viele Stammkunden und Nachbarn nehmen das Außer-Haus-Angebot gerne an. Unterstützung vom Staat hat er beantragt ebenso wie Kurzarbeitergeld für seine Angestellten. „Das stocke ich auf, damit sie nicht so viel Verlust haben“, sagt Hülshoff. Trotz Einbußen ist er zuversichtlich, dass er durch die Krise kommt. „Ich denke, dass ich das schaffe“, sagt er. Und er gesteht: „Ich habe noch nie soviel und gerne in meinem Leben gearbeitet wie jetzt“.

Bedingt durch die Mehrfachbelastung derzeit, gönnt er sich einmal in der Woche einen Ruhetag. Das habe es bei ihm bisher auch noch nicht gegeben, sagt er. Es sind eben besondere Zeiten.

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