Fluggäste parken am See

Um die hohen Gebühren am Flughafen zu sparen, parken Urlauber in Ratingen kostenlos auf öffentlichen Parkplätzen.

Ratingen. Ab in den Urlaub — von Düsseldorf aus mit dem Flugzeug. Wenn andere in ferne Länder reisen, ärgern sich vor allem die Bewohner im südlichen Bereich von Ratingen West: Denn seit einiger Zeit werden deren Straßen mit den Autos der Urlaubsreisenden zugeparkt — Tendenz steigend.

Auch auf dem Parkplatz am Grünen See stehen immer öfter tage- und wochenlang Autos mit auswärtigen Kennzeichen. Die Urlauber haben dort einen wirklich günstigen Stellplatz für ihr Fahrzeug gefunden — er kostet nämlich gar nichts.

Am Flughafen werden dagegen bis zu 31 Euro pro Tag fürs Parken fällig, je nach Entfernung des Stellplatzes vom Terminal. Und selbst auf den billigsten „Langzeit-Sparplätzen“, die etwa im Bereich des Flughafenbahnhofs liegen, müssen für acht Tage 39 Euro, bis 15 Tage 49 Euro gezahlt werden.

Wer noch länger parken will, muss auf andere Parkhäuser ausweichen und dafür mehr als 100 Euro berappen. Dagegen kostet ein Taxi vom Parkplatz am Grünen See zum Flughafenbahnhof, wo der Skytrain zum Terminal abfährt, nur ein paar Euro. Kaum teurer ist die Fahrt zur Abflugebene. Die „Billigplätze“ in West rechnen sich also sofort.

Das merken vor allem die Anwohner im Bereich der Grachtensiedlung und Breslauer Straße, denen die Wagen aus dem Ruhrgebiet, dem Bergischen und vom Niederrhein ein Dorn im Auge sind. „Bei uns ist das noch kein großes Problem, eher auf den Zufahrtstraßen“, sagt Erich Deil, der am winzigen Jasminweg wohnt. Bereits im Dezember gab es deshalb eine Anfrage im Bezirksausschuss West. Im Februar haben örtliche CDU-Vertreter noch einmal nachgehakt und angefragt, ob es eine rechtliche Handhabe gebe, diesen Parktourismus zu unterbinden.

Die knappe Antwort der Verwaltung: Es werde geprüft. Was bisher bei der Prüfung herausgekommen ist, macht wenig Hoffnung auf nachhaltige Änderung. „Der Bereich am Grünen See ist ein öffentlich gewidmeter Parkplatz. Dort kann jeder parken, so lange er möchte“, fasst Stadtsprecherin Ulrike Elschenbroich die aktuelle Faktenlage zusammen. Um eine Handhabe gegen die Urlaubsparker zu haben, müsste die Widmung geändert werden — „zum Beispiel in ein Privatgelände. Dafür bräuchte es aber einen Ratsbeschluss.“

Auch Claudia Stüber, zuständige Abteilungsleiterin im Ordnungsamt, sieht derzeit keine Möglichkeit, gegen die Urlaubsparker vorzugehen: „Das sind öffentliche Verkehrsflächen. Dort darf man stehen, bis der Tüv fällig wird.“ Eine Möglichkeit wäre, Anwohnerparkzonen einzuführen, doch das würde das Parkproblem nur verlagern.

Einfahrtsbeschränkungen durch Verkehrszeichen („Anlieger frei“) hätten keine große Wirkung. Stüber: „Wie will man nachweisen, wer Anlieger ist?“ Ähnlich problematisch sei eine Umwidmung des Parkplatzes am Grünen See. Wenn dort das Parken eingeschränkt würde, müsste es auch kontrolliert werden. Und eine solche zusätzliche Überwachung brauche Personal und Geld.

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