Flüchtlinge ziehen in Turnhalle an der Poststraße

Im Gebäude an der Poststraße soll eine Unterkunft „für Notfälle“ eingerichtet werden. TV Ratingen muss mit Kursen umziehen.

Die Nachricht verbreitete sich am Donnerstagabend wie ein Lauffeuer: Ab Montag wird die Turnhalle an der Poststraße, hinter der Musikschule, zu einer Flüchtlingsunterkunft umgebaut. Die Stadt will nach eigenen Angaben „für Notfälle“ dort bis zu 40 Menschen unterbringen.

Der TV Ratingen als Hauptnutzer war am Nachmittag kurz informiert worden, gestern tagte eine Krisenkonferenz mit Vorstand und Sportamt, um Ausweichquartier zu finden. Die Entscheidung hatte TV Vorsitzende Silvia Glander völlig unvorbereitet getroffen. „Wie aus heiterem Himmel“, sagte sie gestern, noch sichtlich geschockt. Bekanntlich hatte der TV die Halle komplett pachten wollen, um sie auch besser pflegen zu können. Man habe bereits auf den Vertrag gewartet, sagte Glander. Daraus wird nun erst einmal nichts. Die Stadt will im Notfall dort Flüchtlinge unterbringen.

Gleichwohl äußerte Glander Verständnis für die Entscheidung der Stadt: „Es ist die einzige Halle, die nicht an eine Schule angebunden ist. Dort soll kein Schulsport ausfallen.“ Bürgermeister Klaus Pesch rechnet mit bis zu 300 zusätzlichen Asylbewerbern, die der Stadt in diesem Jahr zugewiesen würden. Schon im Jahr 2014 war die Zahl auf knapp 500 angewachsen: „Angesichts der Steigerung um 60 Prozent wird die Dramatik der Herausforderung deutlich.“

Schon Ende 2014 hatte der Rat beschlossen, Am Sondert und Am Krumbachskothen neue Unterkünfte mit etwa 150 Plätzen neu zu bauen. Diese Plätze würden nicht ausreichen, man müsse weitere Sammelunterkünfte bauen. Das werde man dem Rat vorschlagen, so Pesch.

Er betonte, dass die Sporthalle an der Poststraße so eingerichtet werde, dass dort „vorübergehend und sozusagen als Zwischenstation“ knapp 40 Personen aufgenommen werden können. Diesen „Plan B“, so Sozialdezernent Rolf Steuwe gestern, habe man schon länger in der Tasche gehabt. Man benötige etwa eine Woche, um Teppichboden zu verlegen, Spinde und Betten aufzustellen und Trennwände einzurichten. Auch das Catering werde organisiert.

Wie lange man die Halle brauche, wagte er nicht zu prognostizieren. Man versuche weiter, bei privaten Immobilien-Besitzern Räume zur Unterbringung von Flüchtlingsfamilien aus Kriegsgebieten anzumieten. Gesucht werden Wohnungen unterschiedlicher Größe. Infos gibt es beim Sozialamt (Telefon 550-5015, E-Mail: [email protected].

TV-Geschäftsführerin Marion Weißhoff-Günter hat mit dem Sportamt einen Notplan entwickelt. Es gelte, etwa 350 Mitglieder woanders unterzubringen, sagte sie. Die Stadt helfe dabei, freie Stunden in anderen Hallen zu finden. „Es gibt keinen 1:1-Alternativplan“, weiß sie.

Einen Raum über der Mensa der Elsa-Brandström-Schule habe man sich angeschaut, im Gespräch sei auch der Bewegungsraum an der Fröbelschule. „Wir versuchen, alles so zusammenzuschieben, damit niemand auf der Strecke bleibt“, so Weißhoff-Günther.

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