Ratingen : Der Wald gerät immer mehr unter Druck
Ratingen. Illegale Müllkippen, jagende Hunde, Klimawandel: Förster Henning Boßmann kämpft mit vielen Herausforderungen.
Angesichts der jüngsten Verlängerung der Kontaktsperren bleibt für viele Ratinger die Frage, wo sie Zerstreuung finden und so dem Lagerkoller zu Hause entkommen können. Nach Ansicht von Förster Henning Boßmann zieht es immer mehr Menschen in die Ratinger Wälder. „So viele Waldbesucher wie zuletzt habe ich noch nie in unserem Forst gesehen, dazu trägt natürlich auch der sonnige und warme April bei“, sagt der 26 Jahre alte Förster von den Gräflich von Spee‘schen Forstbetrieben Heltorf, die unter der Führung von Wilhelm Graf von Spee eine Gesamtfläche von rund 2200 Hektar inmitten des Ballungsraumes zwischen Düsseldorf, Duisburg, Mülheim und eben Ratingen in Privatbesitz haben.
Der studierte Förster spricht sogar von einer Renaissance des Waldes in Coronavirus-Zeiten. „Ich sehe viele Familien, Biker, Spaziergänger, Jogger und jede Menge Hundebesitzer in unseren privaten Wäldern“, sagt Boßmann, der sich über das nach seinen Angaben gestiegene Interesse der Ratinger am Forst und an der Natur freut. Die Ansprüche an den Wald seitens der Menschen habe sich gewandelt. „Wir erleben zunehmend, dass der Wald wie eine Ware konsumiert wird. Heute stehen neben der Nutz- und Schutz- vor allem die Erholungsfunktion im Mittelpunkt.“
Daher mahnt der gebürtige Wolfenbüttler, sich an die Regeln, die es auch im Wald gebe, zu halten. „Viele Besucher vergessen, dass es im Wald, ähnlich wie im Straßenverkehr auch, Pflichten und Gebote gibt, an die man sich halten muss, damit das Miteinander funktioniert.“ Es fehle zunehmend an Rücksicht und Respekt nicht nur für die Natur, sondern auch für die Waldarbeiter – insbesondere jetzt während der Corona-Krise. „Tag für Tag sehe ich Müll und alte Stühle und Tische von mutmaßlichen Coronapartys, die wir dann auf unsere Kosten entsorgen müssen, abgebrochene Äste, Menschen, die auf Pfaden wandern, auf denen sie eigentlich nichts zu suchen haben“, sagt Boßmann. Wenn man die Menschen ermahne, reagierten einige „genervt und patzig“.