Delta Moon: Südstaaten-Blues elektrisierte die Besucher

Die Manege zeigte sich wieder als beste Blues-Adresse.

Lintorf. Immer wenn man denkt, jetzt habe man schon alles gesehen, wird man bald eines Besseren belehrt. Wer am Freitagabend beim Konzert von „Delta Moon” in der Lintorfer Manege dabei war, kann das sicher bestätigen.

Das Jugendzentrum gilt zurecht als eine der besten Adressen in Sachen Blues in Deutschland, und dort spielen die ganz Großen der Szene. Und dennoch fielen Delta Moon ziemlich aus dem Rahmen dessen, was man gewöhnlich an einem Bluesabend zu sehen und zu hören bekommt.

Frontmann Tom Gray wirkt nicht eben wie ein Rockstar, eher wie ein pensionierter Lehrer: Schlohweiße Haare, die Brille tief auf die Nasenspitze herunter gerutscht und immer zurückhaltend, als stehe er gerade das erste Mal auf der Bühne.

Ungewöhnlich ist zudem, dass er seine Lap-Guitar nicht wie üblich im Sitzen spielt, sondern sie um den Hals hängen hat wie eine normale Gitarre. Die letzten Zweifel räumt dann seine Stimme aus: Seit den 80ern spielt er in Rock- und Bluesbands und hat Songs für Stars wie Cyndi Lauper und Manfred Mann geschrieben.

Mit Delta Moon hat er seine wahre musikalische Heimat gefunden und in Gitarrist Mark Johnson seinen kongenialen Partner. Knietief in der amerikanischen Musiktradition verwurzelt vollbringen die beiden das Kunststück, Bluegrass, Delta-Blues, Folk und Rock zu einem authentischen, uramerikanischen und zugleich eigenständigen Sound zu verschmelzen, der immer die alten Vorbilder im Hinterkopf hat, sich aber nie auf schwerfällige Nostalgie einlässt.

Die Rhythmusfraktion aus Drummer Darren Stanley und Bassist Franher Joseph gibt den Takt vor, zu dem die beiden Gitarristen hemmungslos zwischen Melodie, Rhythmus und purem Delirium wechseln und dabei vor allem einen Heidenlärm machen.

Zwei voll aufgedrehte Röhrenamps, zwei kreischende, jaulende und jammernde Slide-Gitarren und dazu der treibende Beat, der sich bisweilen in die jazzige Unberechenbarkeit eines Gene Krupa verliert, und dann noch die rauchige Stimme von Tom Gray — in der gut gefüllten Manege war die elektrisierende Magie dieser einmaligen Mischung unverkennbar zu verspüren. mac

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