Ratinger Veranstaltungshalle SPD gegen Ersatz für Stadthalle

Ratingen · Ratingen stehe vor großen Herausforderungen. Man müsse Prioritäten setzen, so SPD-Fraktionschef Christian Wiglow. Die Stadthalle sei nicht so marode, dass man jetzt über eine Alternative nachdenken müsse.

 Die Sozialdemokraten wünschen keinen Ersatzbau für die Dumeklemmerhalle.

Die Sozialdemokraten wünschen keinen Ersatzbau für die Dumeklemmerhalle.

Foto: Achim Blazy (abz)

Die Debatte mit Blick auf die Zukunft der Stadthalle geht weiter. „Mit Verwunderung“ nimmt die SPD-Fraktion die Forderung der FDP nach einer neuen Stadthalle zur Kenntnis, insbesondere auch nach der Einbringung des Doppelhaushaltes 2022/2023 und der durchaus in Zukunft nicht einfachen finanziellen Lage der Stadt Ratingen und den großen Herausforderungen, vor denen Ratingen steht.

Es mag ja durchaus berechtigt sein, über Zukunftsperspektiven nachzudenken, auch und gerade vor dem Hintergrund der sich zunehmend schwierig gestaltenden Bewirtschaftung von Stadthalle und Restaurant wie auch vor dem Hintergrund der nicht für die Ewigkeit angelegten Bausubstanz, betonte SPD-Fraktionschef Christian Wiglow.

Beschaffung von mehr
Wohnraum hat Priorität

Auf der anderen Seite sieht man aber ganz andere Prioritäten in der Stadt, die mit den begrenzten Ressourcen, insbesondere Personalressourcen im technischen Bereich vorrangig umzusetzen sind. Das seien in erster Linie die überfällige Schaffung von mehr bezahlbarem Wohnraum und die Gründung einer städtischen Wohnungsgesellschaft. Dann kämen der Umbau des innerstädtischen Gymnasiums und die dringend erforderliche Schaffung von Kindertagesplätzen. Eine ebenso große Herausforderung sei die Deckung des steigenden Bedarfs an Plätzen im Offenen Ganztag, der durch den kommenden Rechtsanspruch noch weiter steigen wird. Ebenso wichtig sei die Umsetzung der längst beschlossenen Vorhaben im Bereich Verkehr (hier steht das Schwarzbachquartier ganz oben auf der Liste). Hinzu kämen die Herausforderungen, Ratingen für den Klimawandel besser aufzustellen. Dazu gehöre auch die Optimierung des Öffentlichen Personennahverkehrs und die Umsetzung der Westbahn, die jetzt Fahrt aufnimmt. Auch sei die Entwicklung des Areals Kirchgasse/ Turmstraße für die Innenstadt viel wichtiger als Gedankenspiele über eine neue Stadthalle, wobei für die SPD-Fraktion hier auch die Frage nach einem optimalen Standort für das Jugendzentrum Lux von besonderer Bedeutung ist.

Es gibt laut Wiglow also wirklich viel in Ratingen zu tun und zu finanzieren, sodass Prioritäten gesetzt werden müssen. Selbst wenn die finanziellen Mittel keine Frage spielten, so tun es Personalressourcen schon, die auch nicht beliebig vermehrbar oder gar belastbar wären. So lange wie in Ratingen Bebauungspläne mit bezahlbarem Wohnraum aus Personalressourcen nach hinten gestellt werden, so lange wie dringend erforderliche Verkehrsvorhaben nicht zügig umgesetzt werden, so lange möchte die SPD auch keine Personalressourcen oder auch Mittel in Zukunftspläne für die Stadthalle investieren, meinte der Fraktionschef.

Die Stadthalle sei nicht so marode, dass „wir jetzt über einen Ersatzbau nachdenken müssen“. Erst die Pflicht, dann die Kür – so die Botschaft der SPD-Fraktion.

Dr. Markus Sondermann, Fraktionsvorsitzender der FDP hat am vergangenen Wochenende erneut seinen Vorstoß ins Spiel gebracht, mit dem er bereits als Bürgermeisterkandidat der Liberalen im Kommunalwahlkampf für Schlagzeilen gesorgt hat. „Wir wissen, wie lange Planungsprozesse in Ratingen dauern. Darum müssen wir jetzt mit den Überlegungen und Planungen für eine neue Stadthalle beginnen. Sonst wird wieder eine große Chance verschlafen, unsere Stadt zukunftsfest zu machen“, betonte er. Hintergrund ist der RP-Bericht vom 13. Oktober, indem vor allem das Umfeld der Stadthalle thematisiert wurde.

Mit der Überwindung der Pandemie und der Rückkehr in das Alltagsleben stelle sich die Frage nach einer Neu- oder Wiederbelebung der Stadthalle, so Sondermann.

Diese verkomme immer mehr zu einem Schandfleck und einem Angstraum mit nächtlichen lauten Partys, Schmierereien an den Wänden und einer starken Vermüllung im direkten Umfeld. Nach Auffassung der FDP ist die Halle nicht mehr zeitgemäß und bietet sowohl der hiesigen Kulturszene als auch der weiter florierenden Wirtschaft nicht die Projektionsfläche, die eine Stadt wie Ratingen haben sollte. Bei Veranstaltungen werden laut FDP Gastronomie und Serviceangebote schmerzlich vermisst. Immer mehr Vereine und selbst der Rat der Stadt weichen auf andere Stätten aus, die moderner und besser ausgestattet sind.

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