Das große Drängeln an den Ampeln

Die Anlagen funktionieren komplizierter als gedacht — auch die Zuständigkeiten sind unterschiedlich geregelt.

Das große Drängeln an den Ampeln
Foto: Achim Blazy

Noch sind Ferien. Die Verkehrsbelastung auf den innerstädtischen Straßen hält sich in Grenzen. Doch schon jetzt gibt es an einigen Kreuzungen gerade zum Feierabendverkehr hin wieder Staus und gefährliche Situationen — wie zum Beispiel an der Kreuzung Röntgenring/Europaring/Industriestraße. Wer vom Röntgenring nach links in die Industriestraße einbiegen will, der muss Geduld haben — und dann schnell sein. Zeigt die Ampel auf „Grün“, bleiben nur wenige Sekunden Zeit, sicher in die Industriestraße zu fahren.

Doch wie entsteht ein System für die Ampelschaltung einer ganzen Stadt? Dahinter stecken viel Planung und Aufwand. Thomas Schrief vom Tiefbauamt: „Die Programmierung der Signalanlagen ist sehr kompliziert. Neben den Autos müssen auch die Straßenbahn, die Fahrradfahrer und die Fußgänger mit einbezogen werden.“

In der Stadt Ratingen stehen 98 Lichtsignalanlagen, von denen 66 in der Zuständigkeit der Stadt liegen, 26 in der des Landes und sechs in der des Kreises. Von den 66 städtischen Anlagen sind 49 an den städtischen Verkehrsrechner angeschlossen.

„Einzeln stehende Kreuzungen oder Übergänge für Fußgänger sind relativ einfach zu bedienen. Kompliziert wird es bei großen Kreuzungen, die gemeinsam mit anderen Ampelanlagen koordiniert werden müssen“, sagte Thomas Schrief. An solchen Kreuzungen betrachten die Verantwortlichen zunächst die Verkehrsströme und entscheiden, welche Ströme gemeinsame Grünphasen erhalten.

Der Verkehr wird dann in Haupt- und Nebenstrom unterteilt. Dabei spielen die Verkehrszahlen eine große Rolle. Stärker befahrene Richtungen erhalten längere Grünphasen, um Staus zu vermeiden. „Diese Unterteilung alleine reicht nicht. Linksabbieger stellen oft ein Problem dar. Wir entscheiden, ob sie sich im entgegenkommenden Verkehr eine Lücke suchen müssen oder eine eigene Linksabbiegerampel erhalten. In vielen Fällen gibt es keine optimale Lösung“, räumt Schrief ein.

Ist die Grünphase eines Stroms vorbei, folgt eine Zwischenzeit. So sollen alle Verkehrsteilnehmer ausreichend Zeit haben, die Kreuzung für den nächsten Strom frei zu machen. In diese Zwischenzeit fließen Geschwindigkeit, Gelbzeiten und die Entfernung von der Haltelinie bis zum Schnittpunkt der Kreuzung mit ein. Schrief: „Diese Berechnungen helfen, Unfälle zu vermeiden. Allerdings nur bei richtigem Verhalten im Straßenverkehr.“

Sind alle Rechnungen abgeschlossen, entsteht ein Signalzeitenplan. Es gibt für jede Ampel eine Festzeitsteuerung.

Diese bildet die Grundlage für die Schaltung. Angepasst an Tageszeit und Verkehrsaufkommen gibt es kleine Veränderungen im Programm. Im Berufsverkehr sind die Grünphasen 90 Sekunden lang, um dem hohen Aufkommen gerecht zu werden. Zusätzlich passen die Induktionsschleifen im Boden die Ampel an den aktuellen Verkehr an. Gerade nachts sind fast alle Ampeln in Ratingen verkehrsabhängig geschaltet.

„Mit der Planung für eine Kreuzung sind wir noch lange nicht fertig. Als nächstes geht es darum, sogenannte grüne Wellen einzurichten. Auch hier müssen wir oft Kompromisse finden. Funktioniert eine Schaltung in eine Richtung gut, kann es für die Gegenrichtung genau falsch herum sein“, betont Schrief.

Zu den städtischen Anlagen kommen noch die in der Verantwortung des Kreises und des Landes. Dabei handelt es sich um Ampeln, die nicht im Zentrum der Stadt liegen, wie die Autobahnauf- und Abfahrten auf dem Blyth-Valley-Ring Richtung Lintorf oder auf der Meiersberger Straße Richtung Homberg.

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