CDU in Ratingen "kapert" Domains der Piraten

Ratingen (dpa). Kuriose Wahlkampfschlacht in Nordrhein-Westfalen: In Ratingen segelt die CDU im Internet unter Piratenflagge. Die Ratinger CDU hat sich drei Internet-Adressen mit den Stichworten Piraten und Ratingen gesichtert und auf die eigene Webseite umgeleitet.

Wer zum Beispiel http://piraten-ratingen.de/ eingibt, landet auf der Seite des CDU-Stadtverbands Ratingen. Das finden nicht alle Parteifreunde lustig. Wilhelm Droste, der den Wahlkreis erneut erobern will, ist nicht amüsiert. „Ich halte das für misslungen“, sagte er am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa in Düsseldorf. Droste - auch Justiziar der bisherigen CDU-Landtagsfraktion - wusste nach eigenem Bekunden nichts von der Finte.

Zwar sei es gut, dass die Piraten junge Leute anzögen, räumt er ein. Die CDU habe es aber nicht nötig, Piraten-Wählerklientel unter falscher Flagge anzuheuern. „Das ist nicht fair.“ Er werde sich dafür einsetzen, dass nur da CDU drinsteckt, wo auch CDU draufsteht, versicherte der Jurist.

Unterdessen versuchte der CDU-Stadtverbandsvorsitzende und stellvertretende Bürgermeister, David Lüngen, den virtuellen Mummenschanz nach vorne zu verteidigen. Die CDU sei halt überrascht gewesen, dass die Domains noch frei gewesen seien, erläuterte er in einer Mitteilung.

Daraufhin habe sie sich die Piraten-Seiten „natürlich erst einmal reserviert“. Seine Partei habe mit der Aktion mal darauf hinweisen wollen, dass „auch bei den Piraten dunkle Flecken in der digitalen Welt existieren“.

Der Ratinger Piraten-Sprecher Gabriel Heinzmann-Jimenez findet die Erklärung „sehr nachgeschoben“. Einen Rechtsstreit werde seine Partei darüber aber nicht führen, sagte er der dpa. „Wir sind nicht auf Krawall gebürstet. Wir nehmen das mit Humor.“

Lüngen versicherte bereits: „Natürlich sind wir bereit, den Piraten diese Domains nach einer entsprechenden Anfrage kostenfrei zu übergeben.“ Darauf wollen die Ratinger Piraten auch pochen. Nachdem die CDU sich nun aber schon so an die Piraten herangeschmissen habe, könne man die Annäherung fortsetzen, schmunzelte Heinzmann. „Wir laden die CDU zu Sondierungsgesprächen an unseren Stammtisch.“

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