Bücherei: Ausleihe bald automatisiert?

Nach Besichtigung einer Referenzanlage nimmt der Widerstand gegen die neue Technik für die Bücherei ab. Die CDU will sie bald einführen. Am Donnerstag berät der Kulturausschuss.

Ratingen. Kommt jetzt die Automatisierung bei Ausleihe und Rückgabe in der Stadtbücherei oder nicht? Wenn sich der Kulturausschuss am Donnerstagnachmittag wieder mit der Einführung der sogenannten RFID-Technik in der Bibliothek beschäftigt, dann wird sicher wieder kontrovers, doch auf fachlich — hoffentlich — hohem Niveau diskutiert werden.

Denn wie beschlossen hatten sich Mitglieder des Kulturausschusses Ende September bei einer Dienstreise eine Referenzanlage in der Stadtbücherei Münster angeschaut.

Und die Vorführung muss die allermeisten Teilnehmer tief beeindruckt haben. Die Bürger-Union, die im Kulturausschuss die geplante Technik rundweg abgelehnt hatte, bat jetzt „nach der sehr informativen Besichtigung“ um ergänzende Erläuterungen zu ihrem Fragenkatalog. Die CDU-Fraktion ging in dieser Woche noch einen Schritt weiter und sprach sich ausdrücklich für die Einführung der RFID-Technik aus.

Worum geht es dabei? Vereinfacht ausgedrückt können mit der neuen Technologie die Medien per Funktechnik an einem Selbstbedienungsterminal ausgeliehen, abgegeben und eventuelle Mahngebühren bezahlt werden.

Außerdem gäbe es künftig die Möglichkeit, an einem Außenschalter sieben Tage in der Woche rund um die Uhr die Medien zurückzugeben. Bei der ersten Beratung der Vorlage im September sprach sich Kulturausschuss mit deutlicher Mehrheit gegen das neue System aus, weil man Personalabbau und hohe Folgekosten befürchtete.

Vor allem Bürger-Union, SPD, Grüne und Ratinger Linke hatten sich strikt dagegen ausgesprochen. SPD und Grüne blieben der Infofahrt nach Münster fern — die Meinungsbildung sei abgeschlossen, hieß es. Die Vertreter von BU und Linke schauten sich immerhin das Referenzobjekt an — und waren von der Anlage in Münster angetan.

„Das war wirklich sehr informativ, aber es bleiben noch viele offene Fragen“, sagt Rainer Vogt, erklärter Gegner der RFID-Technik. Das Meinungsbild in der Fraktion sei aber durchaus breit gefächert. „Hin- und hergerissen“ fühlt sich Helmut Neunzig (Ratinger Linke) nach der Besichtigung.

„Das ist schon eine dolle Sache: Keine Schlangen bei der Ausleihe oder Rückgabe, kinderleicht zu bedienen, zwei Kräfte stehen ständig zur Beratung bereit.“ Andererseits schrecken auch ihn die Investitionskosten von rund 300 000 Euro.

Die CDU betont die „vielfältigen Vorteile“: kürzere Wartezeiten bei der Verbuchung, Zeitersparnis an der Kasse, jeder könne selbst offene Beträge und den Stand seines Kundenkontos abfragen. Für Margret Paprotta, Vorsitzende des Kulturausschusses, bietet das neue System „Sicherheit, Komfort und Flexibilität für die Kunden“ und ermögliche, das Personal mehr in Beratung und Service einzusetzen.

Büchereileiterin Erika Münster hofft, dass die Vorführung der Anlage in Münster bei vielen die Bedenken „einer seelenlosen Bibliothek“ zerstreuen konnte und sich eine Mehrheit für die Einführung der Technik in Ratingen findet. Die Zeit drängt dabei: Bis Monatsende muss der Förderantrag gestellt werden — dann gibt’s 100 000 Euro Landeszuschuss.

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