Bienenalarm in der Stadt: Imker siedelt Volk um

In Ratingen hatten sich Wildbienen in einer Grünfläche niedergelassen. Weil in der Nähe oft Kinder spielen, riefen Anwohner die Polizei.

Ratingen. Ein Bienenvolk hat am Dienstagabend in Ratingen für mächtig Wirbel gesorgt. Der Wildbienenschwarm mit rund 500 Tieren hatte sich in einem Baum in der Nähe des Maximilian-Kolbe-Platzes niedergelassen. Weil es in der Umgebung Spielflächen für Kinder gibt, machten sich Anwohnern Sorgen. Kurzerhand riefen sie bei der Polizei an. Und die alarmierte den ortsansässigen Imker Volker von Schintling, der auf so einen Einsatz schon gewartet hatte. Denn zurzeit sind die Bienenvölker verstärkt unterwegs auf der Suche nach einer neuen Heimat.

Der Imker rückte sofort mit einem Kollegen aus. „Denn wir lieben Bienen und wollen natürlich, dass ihnen nichts passiert. Schließlich handelt es sich um wertvolle Tiere für die Natur. Ohne sie gäbe es keine Bestäubung und damit kein Obst und Gemüse und keine Vermehrung der Pflanzen“, sagt er.

Zudem wollen die Imker auch verhindern, dass Laien versuchen, die Bienen abzuschlagen und sie einfach woanders hinzubringen. Denn nur ausgebildete Personen können Bienenschwärme umsiedeln. Das gilt auch für Wespen- und Hornissenschwärme. „Für diese sind aber nicht wir Imker zuständig, sondern Fachleute beim Umweltamt“, sagt Schintling — oder ein Schädlingsbekämpfer.

Der Imker hat den Bienenschwarm in einen Fangkasten gesetzt. „Zurzeit sind die Tiere noch in Kellerhaft. Nach so einer Aktion ist es gut, wenn die Tiere erst einmal wieder im Dunkeln zur Ruhe kommen“, sagt er.

Am Donnerstag werden die Bienen allerdings ihr neues Zuhause beziehen. Von Schintling hat es schon auf seinem Grundstück hergerichtet. „Darin sind Waben und auch Honig als Nahrung, damit sie sich erst einmal wieder satt essen können“, sagt er.

Denn Wildbienenschwärme haben keinen Honig bei sich und bauen auch keine Waben. „Sie haben nur den Rest Honig in ihrem Bauch, den sie aus ihrem alten Stock vor dem Abflug mitgenommen haben“, erklärt der Imker. Bei Wildschwärmen handelt es sich um herkömmliche Honigbienen, die aber ihren alten Staat samt Königin verlassen haben. Sie bilden dann an einem neuen Ort ein eigenes Volk. Genauso die zurückgebliebenen Tiere, die eine neue Königin aufziehen.

Weil die Wildbienen keinen Honig zu verteidigen haben, sind sie auch „in der Regel friedliche Tiere, vor denen niemand Angst haben muss“, sagt der Imker. Dies sei aber kein Freibrief, die Tiere anzufassen. „Das sollte man vermeiden. Sie lieben ihre Ruhe“, sagt von Schintling.

Der Einsatz des Imkers dauerte mehrere Stunden. „Ich muss den Tieren Zeit lassen, bis sie ihre Königin gefunden haben und alle Mitglieder des Volkes da sind. Erst dann kann ich den Fangkasten schließen“, sagt Schintling. Um 21.30 Uhr war das der Fall. Für die Kinder vor Ort war es eine Art praktischer Biologiestunde. Denn während von Schintling wartete, bis die Tiere ihre Majestät gefunden hatten, fragten die Kinder ihn jede Menge über die Bienen aus und testeten auch seine Ausrüstung.

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