Babypaket kommt gut an

Das Projekt „Wie schön, dass du geboren bist“ erfreut die Eltern von Neugeborenen.

Ratingen. Normalerweise verheißt es nichts Gutes, wenn ein Sozialarbeiter des Jugendamtes an der Haustür klingelt: Entweder ist das Kind verhaltensauffällig oder es besteht der Verdacht der Verwahrlosung. Doch 650 Mal löste die Visite im vergangenen Jahr auch freudige Überraschung aus: Der Sozialarbeiter, der bei frisch gebackenen Eltern auf der Matte stand, hatte nicht nur einen 144 Seiten starken Ordner voller nützlicher Informationen unterm Arm, sondern auch noch ein kleines Präsent für den neuen Erdenbürger: ein Bilderbuch.

Mit ihrem Babybegrüßungsprojekt „Wie schön, dass du geboren bist“, hat die Stadt seit der Einführung vor zwei Jahren offenbar ins Schwarze getroffen. Der Service kommt an und dient in vielen anderen Kommunen als Vorbild. Besonders stolz ist man darauf, dass bei der Internetsuchmaschine Google unter dem Begriff „Elternbegleitbuch“ das Ratinger Projekt an erster Stelle erscheint.

725 Neugeborene wurden im vergangenen Jahr gemeldet. In dieser Zahl enthalten sind auch jene Babys unter zwölf Monaten, die im Laufe des Jahres mit ihren Eltern nach Ratingen gezogen sind. Sie alle erhielten ein Glückwunschschreiben des Bürgermeisters, in dem der Besuch des Jugendamtes angekündigt wurde. Für die Bezirkssozialarbeiter bedeutete das 650 Besuche — 50 mehr als im Vorjahr. Aber nicht bei jedem Neugeborenen war er erwünscht. 50 Familien lehnten die Visite ab — in vielen Fällen waren Geschwisterkinder geboren worden, so dass die Eltern das Begleitbuch bereits hatten.

Die Sozialarbeiter erreichen insgesamt 97 Prozent aller Eltern — eine deutlich gesteigerte Erfolgsquote. Bei den Eltern kommt der Service hervorragend an: 93 Prozent vergaben die Note „sehr gut“, fast sieben Prozent ein „befriedigend“. Nur eine Familie bezeichnete Besuch und Begrüßungsgespräch als mangelhaft.

„Ich fand den Besuch prima“, erinnert sich Mirjam Kremer, die bald nach der Geburt ihres dritten Kindes das Babybegrüßungspaket bekam. „Bei meinen beiden ersten Kindern gab es das nicht.“ Sie schätzt besonders die Adressen und Hinweise auf die vielen Angebote „rund ums Kind“.

Die elf Bezirkssozialarbeiter freuen sich über positive Rückmeldungen. Zwar merke man anfangs bei den Besuchen noch eine gewisse Skepsis, doch wenn erklärt wird, dass der Besuch reiner Service und keine Kontrolle ist, bricht in der Regel das Eis. Natürlich verschließen die Mitarbeiter nicht die Augen vor Auffälligkeiten: In elf Fällen wurde beim Babybegrüßungsbesuch festgestellt, dass die Familien ambulante Erziehungshilfe benötigen und die auch umgesetzt. In zwei Familien stellte man Kindeswohlgefährdungen fest. Die Herausnahme der Kinder aus den Familien konnte nur verhindert werden, indem die Eltern sofort selbst Hilfe beantragt haben.

Wie beliebt das Projekt ist, zeigt sich auch an vielen Vorab-Anfragen: Etliche Eltern riefen schon vor der Geburt des Kindes beim Jugendamt an und fragten nach dem Begrüßungsbesuch.

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