Aufräumen nach dem Sturm: Manchmal muss es Dynamit sein

Wenn es mit der Kettensäge zu gefährlich ist, müssen Experten des Technischen Hilfswerks ran: Sie sprengen Gefahrenbäume einfach weg.

Aufräumen nach dem Sturm: Manchmal muss es Dynamit sein
Foto: THW/Bayerische Staatsforsten

Ratingen. „Tröööööööööt“ — zweimal ertönt das Sprengsignal: Eine letzte Warnung, die alle auffordert, das Weite zu suchen. Danach wird rückwärts gezählt: „Drei, zwei, eins“. Ein gewaltiger Rumms lässt den Boden vibrieren, dann ist es ruhig. Gerade wurde jedoch kein alter Industrieschlot gesprengt, sondern ein Baum.

Aufräumen nach dem Sturm: Manchmal muss es Dynamit sein
Foto: THW/Bayerische Staatsforsten

„Sprengen ist die allerletzte Möglichkeit, um einen Gefahrenbaum zu beseitigen“, erklärt Ratingens Feuerwehrchef René Schubert. Am Donnerstag wurde auf der Straße Scheivenkothen im Homberg ein Baum auf diese Weise gefällt. Schubert: „Den Knall hat man bis zur Feuerwache gehört.“

Kein Wunder: Gut eineinhalb Kilogramm Dynamit waren erforderlich, um den Baum umzulegen. Die Feuerwehr lässt allerdings die Finger von dem hochbrisanten Material und fordert dafür eine Spezialeinheit des Technischen Hilfswerks an. Sechs davon gibt es in NRW, eine in Ratingen. „Wir kommen dann zum Einsatz, wenn die Sägerei zu gefährlich ist“, sagt A. Fröhlich, Leiter der Spezialtruppe, der aus „Sicherheitsgründen“ seinen vollständigen Namen nicht veröffentlicht wissen will.

Gefährlich werde es, wenn Bäume etwa auf einem Abhang stehen und es dort keinen sicheren Stand für den Mann an der Kettensäge gibt. Oder er nicht schnell genug aus dem Gefahrenbereich springen kann. Noch tückischer ist es, wenn Bäume in sich verdreht oder mit mehreren ineinander verkeilt sind. „Die stehen dabei enorm unter Spannung — bis zu mehreren Tonnen. Und die können beim Brechen solch hohe Geschwindigkeiten entwickeln, dass ein Ausweichen nicht mehr möglich ist“, sagt Fröhlich.

In solchen Fällen muss die Sprengladung außen am Stamm angebracht werden — Bohrlöcher zu setzen, wäre ebenfalls zu gefährlich. „Gezündet wird nicht wie im Western mit einer Zündschnur, sondern elektrisch mit Zünder und Kabel“, erklärt der Sprengexperte.

Auf den Knopf gedrückt wird aber erst, wenn alle aus dem Gefahrenbereich sind — und der beträgt rund 300 Meter. Stehen Gebäude in der Nähe, müssen dort alle Fenster und Türen geöffnet werden — wegen der Druckwelle. Die breitet sich mit einer Geschwindigkeit von 5000 Metern pro Sekunde aus.

Der Baum ist anschließend übrigens nicht zu Kleinholz zerlegt, sondern nur gefällt. Fröhlich: „Wir versuchen einen möglichst sauberen Schnitt — wie mit der Säge.“ In den nächsten Tagen wird er mit seinem Team noch einige Bäume wegsprengen.

Die Ratinger Feuerwehr war auch am Sonntag, am sechsten Tag nach Orkan „Ela“, im Einsatz — mit „nur“ 50 Kräften. Aktuell summiert sich die Zahl der Einsätze allein in Ratingen auf 920.

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