Auf Stippvisite bei den Stadtgärtnern

Ratingen soll grüner werden. Nicht irgendwo, sondern mittendrin. Um zu erkunden, wie das funktionieren kann, ging es Samstag auf einen Besuch nach Düsseldorf.

Ratingen. Selbst in bizzaren Hochhaushöhen ranken Grünpflanzen, auf bislang tristen Grauflächen stehen summende Bienenkörbe und bislang ungenutztes Brachland blüht Dank der Initative von Bürgern mit sprichwörtlichem Grünen Daumen nun in allen Farben. Urbanes Gärtnern ist ein Trend. Überall inmitten von Betonlandschaften sorgen Hochbeete und Gemeinschaftsäcker für ein Plus an Grün — und Lebensqualität. Das soll es jetzt auch in Ratingen geben.

Um zu sehen und zu erleben, wie urbane Menschen wieder näher zur Natur finden, organisierten Angelika Genieser und Manfred Fiene von den kommunalen Diensten einen Ausflug nach Düsseldorf. Im maßgeblich von Aike Jan Ulrich initiierten Hinterhof-Projekt Düsselgrün, so etwas wie einem WG-Garten mit Tomate, Zucchini, Kürbis & Co., aber auch Lesungen und Barbecue hinterm Hauptbahnhof, schauten sich Interessierte wie Jürgen Lindemann, Ulla Heißenberg und Susanne Mannmeusel um.

Auf Stippvisite bei den Stadtgärtnern
Foto: Achim Blazy

„Wäre ich jung, nähme ich mir einen Schrebergarten“, erklärte Ulla Heißenberg ihre gärtnerischen Ambitionen. Weil sie dafür aber zu alt fühlt, außerdem „mit Liebe zu Menschen und Pflanzen auch meine Stadt gestalten“ möchte, begeistert sie die Idee des gemeinschaftlichen Gärtnerns. „Ich habe Lust, bei so etwas mitzumachen.“ Begeistert von Konzepten wie dem Berliner „Prinzessinen-Garten“ würde sich die Kräuterliebhaberin über „innerstädtische Hochbeete und Ähnliches für alle“ freuen.

Auch Susanne Mannmeusel sähe gerne mehr Grün in der Stadt. „Am liebsten fußläufig erreichbar“, das peppt nicht nur die Gegend auf. „Selbst Angepflanztes hat einen anderen Wert“, außerdem buddelt sie gerne in der Erde, mag die Natur und die Beschäftigung mit ihr. „Deshalb finde ich die Initiative der Stadt gut und richtig“, die ihrer Meinung nach jenseits des ökologischen Gedankens zudem den Gemeinschaftssinn fördert.

Mit dieser Einstellung ist sie nicht alleine. Bei der noch bis 8. Februar laufenden Umfrage zum Thema Urban Gardening lautet die Zwischenbilanz: Bei 70 Prozent der Teilnehmenden ist das Interesse am Gemeinschaftsgärtnern „stark“, der Löwenanteil findet die Idee, „mit anderen zusammen“ etwas zu machen wichtig, der Gemeinschaftssinn also ist „stark“ ausgeprägt — generationen- und herkunftsübergreifend. Beweggründe zum Mitmachen sind Nachhaltigkeit, gesunde Ernährung und die prinzipielle Lust am Gärtnern. Durchschnittlich vier bis zwölf Stunden pro Woche möchten die durchschnittlich 30 bis 49-Jährigen, die meisten von ihnen übrigens Frauen, sich einbringen. Beispiele für bevorzugte Ecken sind in Hösel der Bolzplatz Dickelsbach oder eine Baulücke neben einem innerstädtischen Geldinstitut.

Zum Abschluss des Düsseldorf-Ausflugs ging es in die Holzwerkstatt „Niemandsland“. Hier stellt die Projektgruppe Düsselgrün aus Holzpaletten das Gerüst ihrer Hochbeete her. So weit sind die Ratinger noch nicht, aber „das hat sich alles sehr gelohnt und war überaus informativ“, resümierten die Teilnehmer den Tagesausflug.

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