Arbeitnehmer in Ratingen: Gut gefüllte Geldbörsen

Wer in Ratingen arbeitet, verdient meistens außerordentlich gut. Das durchschnittliche Monatsbrutto liegt bei 3499 Euro.

Ratingen. Rund 100 Millionen Euro Gewerbesteuer, eine überdurchschnittlich hohe Kaufkraft, ein Spitzenplatz beim durchschnittlich verfügbaren Einkommen, das mit gut 25 000 Euro kreisweit ganz vorne liegt — wenn’s um Finanzen geht, steht Ratingen eigentlich immer glänzend da. Doch all diese Zahlen und Berechnungen geben wenig Aufschluss darüber, wie viel der Einzelne im Portemonnaie hat.

Licht ins Dunkel bringt eine Entgeltstatistik, die von der Bundesagentur für Arbeit neuerdings veröffentlicht wird. Als Datenquelle dient dabei das Meldeverfahren zur Sozialversicherung, so dass die Daten auf einer Vollerhebung basieren. Die Statistikstelle der Stadt hat diese Daten jetzt erstmals aufbereitet — und einiges Überraschende zutage gefördert.

Der einfachste Nenner, auf den sich die Zahlen bringen lassen, lautet: In Ratingen wird gut verdient, sehr gut sogar. Das sogenannte Bruttomedianentgelt der in Ratingen sozialversicherungspflichtig Vollbeschäftigten liegt bei stolzen 3499 Euro. Damit nimmt Ratingen bundesweit den neunten Platz ein — direkt hinter München (3504 Euro) und deutlich vor Düsseldorf (3320 Euro). Arbeitnehmer in Ratingen verdienen damit 514 Euro monatlich mehr als Vollzeitbeschäftigte im Kreis Mettmann, gegenüber dem mittleren Bruttoentgelt in Nordrhein-Westfalen beträgt der Unterschied sogar 660 Euro. Der Vergleich mit dem Bundesdurchschnitt fällt mit fast 800 Euro noch krasser aus. Hier spiegelt sich Ratingen als Standort bedeutender Weltkonzerne wider.

Bemerkenswert ist auch die Entwicklung des Monatsgehaltes in den vergangenen elf Jahren. Es stieg von 2805 Euro im Jahr 1999 auf 3499 Euro im Jahr 2010, was einem Zuwachs von fast einem Viertel entspricht. Im Kreis stiegen die Durchschnittsentgelte im selben Zeitraum nur um 18,7 Prozent, im Land um 15,5.

Noch besser schneidet Ratingen im Städtevergleich der Löhne von Hochschulabsolventen ab: Mit 5454 Euro Monatsbrutto liegt die Stadt bundesweit auf Rang zwei — hinter Leverkusen. Weniger mit Ruhm bekleckern kann sich Ratingen allerdings bei den Zahlen der Einkommen von Frauen. Im Mittel verdienten Frauen im Jahr 2010 1000 Euro weniger als Männer. Die städtische Statistikstelle nennt als Erklärung dafür, dass Frauen in den Wirtschaftsbereichen mit überdurchschnittlichen Verdienstmöglichkeiten deutlich unterrepräsentiert seien.

So liege der Frauenanteil in den Branchen Information und Kommunikation bei lediglich 37 Prozent. Und die von Frauen dominierten Bereiche wie Gesundheits- und Sozialwesen, Handel und Gastgewerbe zahlen in der Regel unterdurchschnittliche Gehälter.

Erstmals können die Statistiker auch Aussagen zum Niedriglohnbereich in Ratingen machen: Im Jahr 2010 erhielten 13,3 Prozent der sozialversicherungspflichtig Vollbeschäftigten Entgelte unterhalb der Niedriglohnschwelle. Der Anteil fällt in Ratingen aber deutlich geringer aus als im Kreis (16,7 Prozent) und im Land (20,4 Prozent).

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