Ratingen Amnetsy-Gruppe will Menschen helfen

Ratingen. · Die Ratinger Amnesty-Gruppe blickt auf ein halbes Jahrhundert zurück. Das Team sucht noch Mitstreiter.

 Die Mitglieder der Ratinger Amnesty-Gruppe an ihrem Stand vor dem Medienzentrum.

Die Mitglieder der Ratinger Amnesty-Gruppe an ihrem Stand vor dem Medienzentrum.

Foto: Amnesty Ratingen

50 Jahre ist es her, dass die Ratinger Amnesty-Gruppe aus der Taufe gehoben wurde. Einer der beiden Gründer war seinerzeit Erich Deil. Im Zweiten Weltkrieg musste er miterleben, dass ein Jugendfreund, der jüdische Wurzeln hatte, vor den Nazis nach England fliehen musste. Die Erkenntnis, dass Menschenrechte geschützt werden müssen, beschäftigte Deil jahrzehntelang. In Pfarrer Dieter Linz fand er schließlich einen Mitstreiter. Auch Linz hatte prägende Erinnerungen an die NS-Zeit. Sein Vater wurde im Jahre 1942 von der Gestapo verhaftet, die ihn verdächtigte, aufrührerische Schriften verbreitet zu haben. Gemeinsam gründeten Linz und Deil im Jahr 1970 die Ratinger Amnesty-Gruppe.

Nachdem Dieter Linz im Jahr 1994 starb, bleibt Erich Deil der Gruppe eng verbunden. Unermüdlich sammelte er Unterschriften, um sich für die Freilassung politischer Gefangener einzusetzen.

Sein Credo: „Eine Unterschrift bewirkt wenig, Tausende Unterschriften von Menschen auf der ganzen Welt können durchaus Veränderungen herbeiführen.“

Ein Beispiel für sein erfolgreiches Wirken war sein Engagement während der 70er Jahre für einen jungen Spanier, der sich für die Souveränität des Baskenlandes einsetzte. Dafür kam er unter dem Franco-Regime ins Gefängnis, wurde aber aufgrund internationaler Proteste – nicht zuletzt der Ratinger Gruppe – freigelassen. Anschließend besuchte er zusammen mit seiner Frau Erich Deil in Ratingen und nannte seinen neun Monate später geborenen Sohn Erich.

Im Mai 2019 starb auch Erich Deil. Doch die Arbeit der Ratinger Amnesty-Gruppe geht unvermindert weiter. „Insgesamt hat die Ratinger Gruppe mit dazu beigetragen, dass rund 200 Gefangene weltweit freigelassen wurden“, erklärt Sascha Samadi, derzeit Sprecher der Gruppe. Daran wollen die derzeit rund zehn Mitglieder anknüpfen.Aktuell auf der Agenda: „Wir informieren auf Veranstaltungen über die seit einigen Jahren zunehmend schwierige Situation der Menschenrechte in der Türkei“, so Samadi. Nicht zuletzt die Rechte auf freie Meinungsäußerung und auf Versammlungsfreiheit sind in der Türkei stark eingeschränkt.

Amnesty kämpft außerdem seit Jahren für eine Neuausrichtung des Flüchtlingsschutzes in Europa, damit das Menschenrecht, Asyl zu suchen, auch tatsächlich für alle Schutzbedürftigen umgesetzt wird.

Die Gruppe tritt häufig in der Öffentlichkeit auf: „Wir organisieren regelmäßig Informations- und Unterschriftenstände in der Ratinger Innenstadt, in der Regel sind wir vor dem Medienzentrum zu finden“, erklärt Sascha Samadi. Die Gruppe startet Petitionen, sammelt Unterschriften und organisiert Vorträge. Aufsehen erregte in den vergangenen Jahren die Aktion des Künstlers Yıldırım Denizli, der die evangelische Stadtkirche in ein Lager für Flüchtlinge verwandelte, um deren Lage zu verdeutlichen.

Zum 50. Geburtstag der Ratinger Amnesty-Gruppe machte auch die Corona-Pandemie den Mitgliedern einen Strich durch die Rechnung. Die geplanten Veranstaltungen, darunter Vorträge und ein Kleinkunstabend, konnten nur unter Einhaltung der Hygienschutzbestimmungen stattfinden und damit weniger Menschen erreichen als erhofft. Die Gruppe sucht Mitstreiter.

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