Am Tannenbaum: Müllproblem bleibt ungelöst

Bauhof will Privatstraße in Hösel weiterhin nicht anfahren. Die Alternativen gehen zu Lasten der Anwohner.

Hösel. Hier lässt es sich leben: Die Straße Am Tannenbaum ist eine ruhige Privatstraße im Höseler Norden. Kein Lastwagen, kein Durchgangsverkehr stört die beschauliche Ruhe an den schmucken und großzügigen Anwesen. Die gute Adresse hat nur einen Haken: Die Privatstraße ist zu klein und zu marode, so dass der Bauhof seine schweren Müllfahrwagen dort nicht mehr entlang fahren lassen will — aus Sorge um Fahrzeuge und Mitarbeiter.

Als die Stadt vor eineinhalb Jahren den Anwohnern dies ankündigte, war der Protest groß. Die betroffenen Anwohner der Hausnummern 32 bis 104 sollten ihre Tonnen zu einem provisorischen Sammelplatz bringen, wo sie geleert werden. Es gab Runde Tische, aufgeregte Debatten in den politischen Gremien und Forderungen, die Stadt solle das Problem schnellstens lösen. Im April hatte der Bezirksausschuss Hösel die Verwaltung um Prüfung gebeten, wie die Handhabung der Müllentsorgung für die Anwohner dort verbessert werden kann. Das städtische Abfallamt hat jetzt in einer aktuellen Drucksache die Prüfungsergebnisse dargestellt — mit ernüchterndem Fazit:

Fahrzeuge: Grundsätzlich sei es denkbar, in unwegsamen Bereich wie der Privatstraße Am Tannenbaum Sonderfahrzeuge einzusetzen, bei denen ein geringeres Risiko besteht, dass sie umkippen oder abrutschen. Doch sei auch das kleinste, auf dem Markt erhältliche Müllfahrzeug mit einem Gewicht von dreieinhalb Tonnen für die nur bis 2,8 Tonnen zugelassene Straße nicht geeignet. Eine geländegängige Sonderanfertigung würde 80 000 bis 100 000 Euro kosten, was aus Verwaltungssicht nicht vertretbar ist. Zumal mit einem solchen Fahrzeug die Tonnen nur eingesammelt, zum Leeren an einen anderen Ort gebracht und dann wieder zurücktransportiert werden könnten, was die Kosten weiter in die Höhe treibt.

Abfallsatzung: Nach der derzeit gültigen Satzung müssen die Tonnen am Straßenrand zur Entleerung bereitgestellt werden. Kann ein Müllwagen nicht dorthin gelangen, bestimmt die Stadt den Standort der Tonne. Ausnahmen seien nur „in besonderen Härtefällen“ gegen Entgelt möglich, wenn auf dem Grundstück „ausschließlich“ Personen leben, die etwa wegen Gebrechlichkeit die Tonnen nicht bewegen können. Bislang sei das noch nie praktiziert worden, heißt es in der Drucksache.

Denkbar wäre auch eine Satzungsänderung: Für den Zusatzaufwand würde die Stadt „nach grober Schätzung“ ein Entgelt von 80 Euro je Stunde für den Tonnentransport erheben. Für Restmüll-, Bioabfall- und Papiertonne würden sich das bei 14-tägiger Abfuhr auf einen jährlichen Betrag von 3036 Euro summieren — zulasten der Anwohner.

Hausmeisterservice: Deutlich günstiger wäre der schon früher unterbreitete Vorschlag der Stadt, die Tonnen an den Abfuhrtagen von einem Hausmeisterservice bereitstellen zu lassen. Die Anwohner hätten dazu aber noch keine Stellungnahme abgegeben.

Sackentsorgung: Von der teilweisen Einführung der Sackentsorgung rät das Abfallamt dringend ab — wegen der körperlichen Belastungen für die Mitarbeiter beim Heben und Laden der Säcke. Das verstoße zudem gegen die gängigen Verordnungen.

Fazit: Das Abfallamt will jetzt abwarten, „ob die Anwohner zu einer dauerhaften Lösung beitragen werden“. Man habe „alle denkbaren Lösungsmöglichkeiten erschöpfend geprüft“ und Alternativen unterbreitet.

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