Adjutanten des Ratinger Prinzenpaar: Die Diener ihrer Tollitäten

Sie sind unauffällig, aber ohne sie läuft nichts beim Ratinger Prinzenpaar — die Adjutanten Bernd Conrad und Bernd Gail.

Ratingen. Sie halten sich dezent im Hintergrund, aber ohne sie geht nichts. Sie sind Chauffeure, Butler, Sekretäre und Nothelfer, aber auch mal Seelsorger, Organisatoren und Gedächtnisstütze: die Adjutanten eines Karnevalsprinzenpaares.

Sie haben immer ein Auge auf die Tollitäten, sorgen dafür, dass alles reibungslos über die Bühne geht, begleiten aber nicht nur, sondern führen oft auf unaufdringliche Weise.

Bernd Gail und Bernd Conrad sind in dieser Session die rechten Hände von Prinz Joachim I. und Prinzessin Michaela I aus Ratingen. Traditionell stellt die Prinzengarde „Blau-Weiss“ den Adjutanten ihrer Lieblichkeit, „Rot-Weiss“ ist für die Tollität zuständig.

Sie bilden ein „Dream-Team“ für sich: Conrad, 45 Jahre alt, 1,90 Meter groß und 145 Kilo schwer. Der Mann wirkt wie die Ruhe selbst — obwohl er den Job erst im zweiten Jahr macht. Nach einem kurzen Gastspiel bei Blau-Weiss kam er zu den Rot-Weissen und hat sich beim Vorstand als Adjutant beworben.

Der selbstständige Unternehmensberater kann sich die nötige Zeit dafür freischaufeln. In der vergangenen Session ist er ins kalte Wasser ge sprungen, als sein Vorgänger Fritz Czekalla nach 24 Jahren Adjutant selbst Prinz geworden ist.

„Das war ein achtwöchiger Crashkurs“, sagt Conrad und sinniert über seine Aufgabe nach: „Wir helfen anderen, sich ihren Traum zu erfüllen. Dabei steht das Amt im Mittelpunkt, nicht die Person.“

Bernd Gail stellt seit 13 Jahren jedes Jahr ein paar Wochen lang sein Leben in den Dienst der jeweiligen Prinzessin. Der 72-Jährige (1,79 Meter groß, 92 Kilo) ist fit wie ein Turnschuh: „Einmal im Jahr fahre ich nach Ägypten zum Surfen.“

Außerdem steht er regelmäßig in Holland auf dem Brett — und fährt Rad. 21 Jahre ist er schon bei Blau-Weiss, 13 Jahre davon als Adjutant. „Einmal mache ich es noch, dann soll Schluss sein“, sagt Gail.

Als Rentner kann er sich die Zeit nehmen, früher musste er in der heißen Sessionsphase einen Teil des Jahresurlaubs opfern. „Man muss mit Herzblut dabei sein, sonst hat es keinen Zweck.“

Und mit Herzblut sind die beiden „Bernds“ bei der Sache. „Man kann sich das Prinzenpaar nicht aussuchen. Zwischen Kürung und Aschermittwoch bestreitet man gemeinsam weit mehr als 200 Termine. Da merkt man schnell, ob aus der Zwangsbeziehung Freundschaft wird.

Die Adjutanten wissen, dass Tollitäten im Ausnahmezustand leben: der Tagesablauf wird vom Terminplan diktiert. Da bleibt für Banalitäten kein Gedanke: Wer bekommt heute wann wie viele Orden? Wem wird ein Prinzenbild im Rahmen überreicht, wer erhält nur einen Ansteckpin? Welcher Verein, welche Gesellschaft sind heute dran, wie heißen Vorsitzende und Pfarrer?

„Wir müssen immer ausreichend Orden zur Hand haben und die Namen kennen“, erzählt Bernd Gail. Nachschub lagert im Kofferraum des gesponserten 7er-BMW, mit dem die Adjutanten die Tollitäten oft schon morgens zu Hause abholen. Der erste Blick gilt der Kleidung: Sitzt alles korrekt, keine Flecken oder Schäden?

Zur Sicherheit hat Bernd Gail immer Nähzeug bei sich. Mal musste er die geplatzte Hose eines Kollegen nähen, mal wurde das Kleid einer Prinzessin wegen des schweren Samtstoffes immer länger. „Ich habe das abends mit nach Hause genommen, abgeschnitten und neu gesäumt. Das hat gepasst.“

Bei den Auftritten achten „Bernd & Bernd“ darauf, dass das Prinzenpaar auf der Bühne richtig positioniert ist, dass nicht jedes angebotene Bierglas geleert wird, dass rechtzeitig der Wagen vor der Tür steht.

Apropos Wagen: „Was im Auto gesprochen wird, bleibt im Auto“, legt Conrad Wert auf Diskretion: „Mal wird rumgealbert, mal schalten alle nur ab. Aber es geht immer gesittet zu — die sind ja alle keine 18 mehr.“ Die Adjutanten kommen übrigens erst am Rosenmontag zum Feiern — wenn der Zoch gelaufen ist.

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