150 Jahre, 16 Chöre, eine Orgel

Mit Konzerten und Festschrift feiert die Chorgemeinschaft ihr 150-jähriges Bestehen.

Ratingen. Das Lesen alleine war ihnen nicht genug. Die Mitglieder des katholischen Lesevereins wollten singen, sich und andere mit der Musik erfreuen. Es war 1861, als sich nicht mehr alles nur noch um Literatur drehen sollte. Eine Gesangsabteilung im Verein entstand, der erste Chor der katholischen Gemeinde St. Peter und Paul.

Damals bestand er nur aus Männern, später wurde er zum Knabenchor umgewandelt, der wiederum in den 1920er-Jahren — mit Beginn der Emanzipation der Frau — zu einem gemischten Chor wurde. Im kommenden Jahr feiert die Gemeinde das 150-jährige Bestehen ihrer Chorgemeinschaft.

Dazu gehören 16 Ensembles mit mehr als 250 Mitgliedern zwischen sechs und 87 Jahren. Sie feiern das Jubiläumsjahr, das unter dem Motto „Einheit in Vielfalt“ steht, unter anderem mit mehreren offenen Proben, die sich über das ganze kommende Jahr verteilen.

Diese große Chorgemeinschaft ist auch das Besondere an dem runden Geburtstag. Das schreibt auch Erzbischof Kardinal Meisner in der Festschrift, die am 6. Januar veröffentlicht wird. In der Regel schreibe er keine Grußworte anlässlich des Jubiläums eines Chores. Im Ratinger Fall fände er aber etwas vor, was er sich auch in anderen Gemeinden wünschen würde: Alle Chöre verstehen sich als eine große Chorgemeinschaft.

Im Jubiläumsjahr werden mehrere Musiker der Abteilung für alte Musik des Königlichen Konservatoriums Den Haag zu Gast sein. Zu ihnen pflegt die katholische Kirchenmusik schon seit geraumer Zeit Kontakte und gestaltet Musikprojekte und internationale Orgelkonzertreihen, was Ratingen zu einem der führenden Zentren für Kirchenmusik in Deutschland hat reifen lassen.

„Und die Ratinger sind eingeladen, dabei zu sein“, sagt Ansgar Wallenhorst, Kantor der katholischen Kirchenmusik Ratingen. Er und Agnes Schlüter-Michel sowie Herbert Leineweber vom Chorvorstand freuen sich bereits auf den 6. Januar, „auch wenn das viel Probenarbeit bedeutet. Aber das gehört dazu und macht Spaß“, sagt Wallenhorst. Leineweber fügt hinzu: „Das ist ein großes Ereignis, das es so selten in der Stadt gibt.“

Der Chor von St. Peter und Paul sowie der Gemeinde St. Suitbertus und die Mitglieder der jungen Ensembles werden ab 18.30 Uhr in der Kirche St. Peter und Paul zu einer Festmesse Mozarts große Credo-Messe singen.

Mit Projekttagen vom 25. bis 29. Juni geht es weiter. Am Ende der Proben soll die Widor-Messe mit zwei Chören und Orgelbegleitung vorgetragen werden. „Eigentlich ist das Stück für 150 Männerstimmen geschrieben. Das kriegen wir nicht hin, weil zu wenig Männer in den Chören sind“, sagt Wallenhorst und weist damit auf ein Problem hin, das in Zeiten des Männerchores von 1861 undenkbar war.

Ein weiterer Höhepunkt im Jubiläumsjahr wird die Kirchenmusikwoche mit Gastchören, Konzerten, einem Diskussionsforum und dem Cäcilienfest mit allen Chorgruppen vom 12. bis 20. November sein.

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