Ratingen: Ein Sperber, zwei Todesfälle und Erpel Erichs neue Liebe

Tierisch: Ratingens berühmteste Ente musste erneut einen Schicksalsschlag verdauen. Dabei geholfen hat Edda, seine neue Liebe.

Ratingen. Es ist ein echtes Drama, was sich vor kurzer Zeit im Höseler Wald in Ratingen auf einer Wiese abgespielt hat. Und was für Laufente Erich fast nicht zu verkraften gewesen wäre. Ein Greifvogel hat seine Frau Elly angegriffen und getötet. Es war ein bitterer Kampf, den der Erpel und sein Weibchen mit dem Sperber ausgefochten haben. Vergeblich - Elly erlag ihren schweren Verletzungen und starb mitten auf der Wiese in Hösel, auf der die beiden bis zu diesem tragischen Moment viele Stunden gemeinsam verbracht hatten.

"Erich hat uns mit seinem Geschnatter und seinen Laufkünsten viel Freude bereitet", sagt Helmut Springer-Geldmacher, der gemeinsam mit Ehefrau Monika Halter der Laufente ist.

Gravierende Folgen hatte Ellys Tod für Witwer Erich: Ihn stürzte der Schicksalsschlag in eine tiefe Depression. Hinzu kam, dass seine Besitzer auch noch in den Urlaub flogen. Erich kam bei Gasteltern unter.

Beziehungen sind so eine Sache bei Erich: Seine erste Partnerin musste er zwangsweise verlassen. Damals lebte er noch auf einem Hof in Duisburg. Er war jung, ein Haudegen, den leiblichen Genüssen sehr zugewandt und wahnsinnig eifersüchtig. So sehr, dass er den eigenen Nachwuchs mit Schnabelhieben tötete.

Er konnte es einfach nicht ertragen, dass sich seine erste Entenfrau nach dem Schlüpfen der Küken mehr um diese kümmerte als um ihn. Nach dem Vorfall musste er den Hof verlassen. Sein neues zu Hause fand er dann bei besagter Familie Springer-Geldmacher. "Wir hatten Mitleid mit dem Straftäter und verfolgten ein Ziel: die Resozialisierung des Erpels", sagt Monika Springer-Geldmacher.

Seitdem lebt er nun auf der Wiese der Familie. Das Ehepaar besorgte ihm auch flugs eine neue Enten-Frau: Emma. Doch eines Tages war Emma verschwunden. Auch sie wurde - wie jetzt Elly - von einem Greifvogel attackiert und musste sterben.

Eine Trennung, zwei Todesfälle - das war zu viel für den Erpel. Und die Gasteltern mussten mitansehen, wie Erich zu sterben drohte. Er magerte ab, weil er nicht mehr fraß, und er schnatterte nur noch leise vor sich hin. Sie fuhren daher zu einem Landwirt, der Lauf-enten verkauft. "Vielleicht kann ihm eine neue Entendame über den Tod von Emma und Elly hinweghelfen, haben sie sich gedacht", erzählt Helmut Springer-Geldmacher .

Edda heißt die neue Liebe Erichs. Sie ist mindestens acht Jahre jünger als der Erpel, der mit geschätzten neun Jahren so als eine Art Ente der Generation 50plus nach menschlicher Rechnung gilt.

Bei Eddas Anblick waren seine Depressionen schnell verflogen. Der Appetit kam wieder, und das Schnattern nahm an Lautstärke zu. Beide leben jetzt wieder fröhlich und gesund auf der Wiese in Hösel.

Die Zuneigung muss sein. Denn Edda scheint es Erich nicht zu verübeln, dass der Körper nicht mehr dem Instinkt zu folgen vermag. Denn beim Kampf mit dem Greifvogel hat Erich eine Verletzung davon getragen. Seitdem ist sein Hinterteil leicht gelähmt.

Das hält Erich zwar nicht ab, schöne Stunden mit seiner Edda verbringen zu wollen, aber die Fortpflanzungsfähigkeit ist eben doch eingeschränkt. Nachwuchs ist so kein Thema - aber wer weiß, ob das nicht besser so ist: Eifersucht ist hartnäckig.

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