Polizei sagt Rasern den Kampf an

Die Polizei nimmt verstärkt die Temposünder ins Visier. Die beiden Radarkameras sind im Dauereinsatz. Im Internet werden die Standorte der Kontrollen genannt.

Kreis Mettmann. Acht von zehn Fußgänger sterben, wenn sie von einem Auto mit einer Geschwindigkeit von 65 km/h angefahren werden. Bei Tempo 50 hingegen überleben acht von zehn. „Zu schnelles Fahren ist der Killer Nummer 1“, hat Innenminister Ralf Jäger kürzlich erklärt und den Rasern den Kampf angesagt. Er hat zugleich die Polizeibehörden angewiesen, Temposünder verstärkt ins Visier zu nehmen und die Zahl der Geschwindigkeitskontrollen deutlich zu erhöhen. Zudem soll die Polizei ihre geplanten Kontrollen tagesaktuell im Internet veröffentlichen.

Die Kreispolizei setzt die Strategie seit Anfang Dezember um. Dabei hat sie allerdings ihre bislang übliche Vorgehensweise geändert. Das Motto „Aufklärung vor Sanktionen“ wird ins Gegenteil verkehrt. Jetzt heißt es „Sanktionen vor Aufklärung“. Autofahrer werden deutlich weniger angehalten und über ihr Fehlverhalten belehrt, nachdem sie geblitzt worden sind.

Und um den Druck zu erhöhen, soll deutlich öfter geblitzt werden. Die beiden Radargeräte, die die Temposünder mit dem berüchtigten roten Blitz fotografieren, sind deshalb zurzeit im Dauereinsatz. Geblitzt wird dabei entweder durch die Heckscheibe des Zivilfahrzeuges oder die Kamera wird direkt am Straßenrand aufgestellt.

Auch „kolorierte Fahrzeuge“, also Streifenwagen, seien jetzt verstärkt bei den Tempokontrollen im Einsatz, erklärt Ralf Schefzig, Leiter des Verkehrsdienstes der Kreispolizei. Dabei werden die insgesamt 14 Laserpistolen eingesetzt. Dadurch, dass die Beamten sich die zeitaufwendigen Aufklärungsgespräche sparen, gewinnen sie Zeit, mehr Autofahrer ins Visier der Laserstrahlen zu nehmen.

„Die Laserpistolen sind so im Kreisgebiet verteilt, dass in jeder Kommune mindestens eine ist“, sagt Schefzig. Wo dann geblitzt und gemessen wird, wird mit den Städten und auch mit der Kreisverwaltung, die eigenständig Geschwindigkeitsmessungen durchführt, abgestimmt — damit nicht an einer Stelle Polizei und Kreis die Autofahrer hintereinander blitzen. Obwohl in manchen Fällen solche „Kettenmessungen“ durchaus angebracht sind, weil sie aus Polizeisicht einen erheblichen erzieherischen Wert haben.

Mit der Veröffentlichung der Blitzstandorte hat Schefzig kein Problem. Hauptsache es dient der Tempodrosselung. Außerdem steht weder der genaue Standort noch eine Uhrzeit im Internet.

„Und selbstverständlich stehen wir auch noch an anderen Stellen.“ Bevorzugt werden Unfallschwerpunkte, Raserstrecken, aber auch Tempo-30-Zonen ins Visier genommen. Dass Geschwindigkeitskontrollen nötig sind, zeige sich an den Reaktionen vieler Autofahrer. „Manche treiben ihr Antiblockiersystem an die Grenzen, machen Vollbremsungen und verursachen beinahe Auffahrunfälle.“

In Absprache mit der Polizei ist auch die Kreisverwaltung verstärkt in Sachen Temposünder unterwegs. „Wir haben zwei Radarfahrzeuge im Einsatz, außerdem stehen im Kreisgebiet insgesamt 27 Starenkästen“, zählt Sprecherin Daniela Hitzemann die Sanktionswerkzeuge gegen rasende Autofahrer auf. Welche und wie viele der 27 Starenkästen überhaupt mit einer Kamera bestückt sind, bleibt das große Geheimnis der Kreisverwaltung. „Wir wollen nicht, dass die Autofahrer sich das Risiko, erwischt zu werden, vorher ausrechnen. Fahren soll kein Pokerspiel werden.“

Die Starenkästen sollen abschrecken — und das tun sie auch. „Im Bereich der Standorte sind die Unfallzahlen zurückgegangen. Wo einer deshalb überflüssig geworden ist, wird er abgebaut — und woanders aufgestellt.“ Neue, zusätzliche Starenkästen werde es aber nicht geben.

Die Radarwagen dürfen nur an „Gefahrenstellen“ platziert werden — und in Absprache mit der Polizei. Ob der Kreis seine Kontrollen ebenfalls im Internet bekannt geben wird, sei noch nicht entschieden, teilte Hitzemann mit. Übrigens: Pro Jahr nimmt die Kreisverwaltung rund 1,5 Millionen Euro durch Tempo- und Rotlichtsünder ein.

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