Zahn wird zum historischen Fundstück

Im Neanderthalmuseum bestimmt Andreas Pastoors Fundstücke, die Hobby-Archäologen mehr oder weniger zufällig gefunden haben.

Mettmann. Die bemerkenswerten Sensationsfunde sind nur selten zu verzeichnen. Trotzdem hoffen erwartungsfrohe Hobby-Archäologen bei jedem Knochen, Splitter und Stein, es möge ein so wichtiges Teil sein, dass die Geschichte der Menschheit neu geschrieben — oder wenigstens ergänzt — werden muss.

Bedeutenstes Fundstück bei der jüngsten Expertenbestimmung, die das Neanderthal Museum regelmäßig anbietet, war ein stattlicher Klumpen. „Das ist bloß ein Fragment gewesen“, wusste Dr. Andreas Pastoors, Archäologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter des Museums. „Und zwar das Fragment eines Mammutzahns.“

Für gewöhnlich waren Backenzähne des Tiers doppelt so groß wie das nun begutachtete Fundstück, das etwa 25 bis 30 Zentimeter misst. Fabian Nickel hatte es in Köln-Bergheim in etwa fünf Meter Tiefe bei Bauarbeiten gefunden. Zunächst wusste er mit dem Brocken nichts anzufangen. Denn machte er sich im Netz ein bisschen schlau, fand außerdem den Experten-Service des Museums und ließ das Teil bestimmen.

„Es handelt sich um die Kaufläche“, was sehr gut an den Lamellen zu bestimmen sei. Spektakulär ist der Fund nicht. „Die Frage ist: Stecken an dieser Fundstelle noch mehr Mammutreste?“

In Servietten eingehüllt und in einer Schachtel verstaut, brachte auch Ava ein unbestimmtes Objekt. „Den habe ich unter einem umgekippten Baum beim Spaziergang gefunden“, erklärte die elfjährige Hildenerin, woher der gelb-braune Stein stammt.

„Der ist sehr hübsch“, beurteilte Pastoors den Quarz mit groben Kristallen. „Aber da ist nichts dabei, was vom Menschen bearbeitet wurde.“ Nach seiner Einschätzung lag er lange in einem Flussbett, weshalb die Ränder abgestoßen sind. „Was jetzt rund ist, war ursprünglich spitz.“ Ava wird dieses Exemplar ihrer Steinsammlung hinzufügen. „Ich habe sogar einen Rosenquarz aus Südafrika.“

Und auch die von Markus (15) mitgebrachte vermutliche Speerspitze, die er an der Müngstener Brücke nahe seiner Heimatstadt Remscheid gefunden hatte, entpuppte sich als Kieselschiefer. Nichts deute darauf hin, dass er irgendwie gezielt bearbeitet worden sei.

Und die Bruchfläche, die der Stein aufweist, schaut exakt so aus, wie die Kante, die entsteht, wenn eine Tafel Schokolade zerbrochen wird. Auch Markus nahm es gelassen, nicht den Riesenfund gemacht zu haben. In seiner hauseigenen Sammlung kommt die Fast-Speerspitze zu einem Haizahn, den er in Belgien aufstöberte, und in Griechenland gefundenen Tierknochen.

Den höchsten wissenschaftlichen Wert haben für den studierten Archäologen mit Lehrauftrag an den Unis Köln und Erlangen-Augsburg übrigens Gegenstände, die in der Steinzeit vom Menschen bearbeitet wurden.

Dazu zählen unter anderem Steinwerkzeug, Knochen mit Schnittspuren oder Faustkeile.

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