Kein Zuhause, kein Bett, kein Schreibtisch Immer mehr junge Menschen obdachlos

Mettmann · Zum Welttag der Wohnungslosen am 11. September richtet der Caritasverband für den Kreis Mettmann den Blick auf junge Menschen ohne festen Wohnsitz. Zunehmend sind junge Leute und Frauen von Obdachlosigkeit betroffen. Auch während der Pandemie kann die Caritas Mettmann ihre Klientel betreuen.

 249 Menschen leben im Kreis ohne ein Dach über dem Kopf.

249 Menschen leben im Kreis ohne ein Dach über dem Kopf.

Foto: Christoph Reichwein (crei)/Reichwein, Christoph (crei)

(von) Zum Welttag der Wohnungslosen am 11. September richtet der Caritasverband im Kreis Mettmann den Blick auf junge Menschen ohne festen Wohnsitz. „Wie überall nimmt die Zahl der jungen Wohnungslosen kontinuierlich zu“, erklärt Katja Neveling, Abteilungsleiterin Rehabilitation.

Knapp 400 Beratungen führte die Caritas-Fachberatung 2020 durch, 297 in Mettmann, 92 in Erkrath sowie 100 in Haan. Von der Klientel waren in den drei Städten insgesamt 249 Menschen wohnungslos, 102 Personen von Wohnungslosigkeit bedroht und 24 Personen lebten in so genannten unzumutbaren Wohnverhältnissen. Im Vorjahr lasen sich diese Zahlen wie folgt: 2019 führte die Fachberatung in Mettmann 279, in Erkrath 74 und in Haan 103 Beratungen für Wohnungslose durch. Die Gesamtzahl der Wohnungslosen in den drei Städten betrug 234 Personen, 82 von ihnen waren von Wohnungslosigkeit bedroht und 21 lebten in unzumutbaren Wohnverhältnissen.

Caritas-Präsident möchte die jungen Menschen auffangen

„Es ist dramatisch, wenn junge Erwachsene ohne Wohnung oder in einer prekären Wohnsituation sind“, sagt Caritas-Präsident Peter Neher. „Diese Menschen müssen wir auffangen. Aber gerade die 18- bis 27-Jährigen erfahren zu wenig Unterstützung: Oft stecken sie in einem Bermudadreieck der Hilfesysteme – Jugendhilfe, Wohnungslosenhilfe, Sozialhilfe – und bleiben auf der Strecke.“

Die Corona-Pandemie macht die Situation nicht leichter. „Unser Tagestreff musste zwar im Lockdown zeitweise schließen. Unsere Klientel haben wir trotzdem nicht aus dem Blick verloren und kontinuierlich beraten und betreut“, führt Katja Neveling aus.

Dennoch ist es für junge Wohnungslose zwischen 18 und 27 Jahren schwer, adäquate Unterstützung zu finden: Sie fallen oft durchs Raster der gesetzlich vorgesehenen Hilfen. Junge Menschen machen je nach Region und Schätzung bis zu einem Fünftel aller Wohnungslosen aus. Laut Deutschem Jugendinstitut sind 37 000 Menschen unter 27 Jahren ohne festen Wohnsitz.

Wer draußen lebt, verliert den Anschluss. Junge Wohnungslose, die im Obdach oder Notunterkünften mit Erwachsenen mit schwerer psychischer Erkrankung oder Suchterkrankung leben, gehen unter, entwickeln selbst eine Abhängigkeit, erleben Gewalt, haben keine Rückzugsmöglichkeit um einen Schulabschluss oder Ausbildungsabschluss zu erlangen und so entwickelt sich eine Abwärtsspirale.

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