Wie aus Unkraut ein Geschäft wird

Rolf Beckershoff von Gut Katers hat seinen Betrieb umgestellt. Seit drei Jahren baut er Wildblumen an — ein Gegenentwurf zur intensiven Landwirtschaft.

Wie aus Unkraut ein Geschäft wird
Foto: Dietrich Janicki

Mettmann. Auf der Suche nach neuen Betätigungsfeldern und Einnahmequellen ist Landwirt Rolf Beckershoff von Gut Katers in Mettmann auf den Anbau von Wildblumen und -gräsern gekommen. „Wir haben in den vergangenen Jahrzehnten die Natur in ihrer Vielfalt sehr zurückgedrängt. Der intensive Getreideanbau, die Auflagen der Bewirtschaftungsflächen und der Flächenrückgang insgesamt sind Alarmzeichen. Der Anbau von Wildblumen ist der richtige Ansatz“, sagt Beckershoff. Seit drei Jahren baut er Wildblumen an, erntet sie und verkauft die Samen an einen großen Betrieb, der sie wieder an den Endverbraucher verkauft.

Es sind kleine Flächen, auf denen Beckershoff Wildblumen anpflanzt. Er musste sich das Wissen aneignen, baut mit seinem Sohn Christian sogar eigene Erntemaschinen. „Die Bodenvorbereitung vor der Aussaat ist entscheidend für den Erfolg oder Misserfolg einer Neuanlage. Um den Begrünungserfolg zu sichern, sollte der Boden deshalb vor einer Neuanlage gepflügt oder gefräst werden“, sagt Beckershoff. Anschließend ist mit einer Egge oder Kreisel-Egge eine feinkrümelige Bodenstruktur herzustellen.

Rolf Beckershoff, Landwirt

Das Saatbeet muss vor einer Einsaat frei von problematischen Wurzelunkräutern wie Quecke, Distel, Weißklee oder Winde sein. „Das bedeutet viel Handarbeit.“ Am artenreichsten bleiben Wiesen durch eine ein- bis zweimalige Mahd pro Jahr. Werden sie seltener gemäht, geht Vielfalt ebenso verloren wie durch Düngung und höhere Schnitthäufigkeit. Wiesen mit ursprünglich 40 bis 50 Arten können dann innerhalb weniger Jahre auf nur noch zehn bis 20 Arten reduziert werden.

Mittlerweile wachsen diverse Wildkräuter auf den Feldern von Rolf Beckershoff: Rauer Löwenzahn, Kuckuckslichtnelke, Flockenblume, Ackerwitwenblume, Ferkelkraut und Johanniskraut. Die Ernte ist eine besondere Herausforderung. „Man muss den richtigen Zeitpunkt finden. Bisweilen sehr früh morgens, wenn der Tau noch auf den Feldern ist. Und dann muss sehr vorsichtig geerntet werden, um die Pflanze mit dem Fruchtknoten nicht zu zerstören.“ Auf dem Hof wird dann gedroschen. Allerdings nicht mit einem herkömmlichen Mähdrescher („viel zu groß“), sondern mit Dreschmaschinen Marke Eigenbau.

Auch die Trocknung des Samens ist eine Wissenschaft für sich. „Ich bin nicht der verklärte Biobauer“, sagt Rolf Beckershoff. „Aber die Wildblumen haben mich fasziniert und ihr Anbau ist eine Herausforderung. Ich gehe heute mit ganz anderen Augen durch die Landschaft und sehe Blumen, die ich früher so nicht wahrgenommen habe.“

Natürlich baut er nach wie vor noch Kartoffeln, Weizen und Hafer an. Und die Kiribäume. Sie sind die schnellst wachsenden Bäume der Welt. Unter guten Bedingungen wächst ein Kiri bis zu fünf Meter pro Jahr. Das Holz wird zum Bau von Surfboards, Musikinstrumenten und für den Ausbau von Schiffen und Wohnmobilen verwandt.

Zurück zu den Wildkräutern: Unabhängig von dem enormen Arbeitsaufwand kann man vom Verkauf der Samen auch ganz gut leben: Ein Kilo Gänseblümchen kostet 1500 Euro und ein Kilo kriechender Günsel 1800 Euro. Rolf Beckershoff hat sich mittlerweile zu einem Experten in Sachen Wildkräuter entwickelt und gibt seine Tipps gerne weiter.

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