Mettmann Weiterer heißer Sommer wäre „verheerend“

Förster Marvin Stiehl erzählt am „Tag des Waldes“ von aktuellen Herausforderungen.

 Im Wald im Neandertal zeigt Förster Marvin Stiehl Sturmschäden in den Baumkronen.

Im Wald im Neandertal zeigt Förster Marvin Stiehl Sturmschäden in den Baumkronen.

Foto: "Köhlen, Stephan (teph)"/Köhlen, Stephan (teph)

Herr Stiehl, was sind Ihre Hauptaufgaben als Förster?

Marvin Stiehl: Grundsätzlich die Beratung der Waldbesitzenden und die Beförsterung der Forstbetriebsgemeinschaften. Das fängt bei der Beschaffung von Saat- und Pflanzgut an, über die Pflege bis hin zur Holzernte. Ich markiere die Bäume, die gefällt werden sollen und bin mit der Durchsetzung des Landesforstgesetzes betraut.

Wie groß sind die Waldflächen, die Sie betreuen?

Stiehl: Die Betreuungsfläche beträgt circa 1300 Hektar.

Was braucht es für eine Ausbildung, um Förster zu werden?

Stiehl: Zunächst ein Studium zum Bachelor der Forstwirtschaft. Wer Revierleiter werden will, muss anschließend einen einjährigen Vorbereitungsdienst absolvieren, um in den gehobenen Forstdienst zu kommen.

Nun zu den Herausforderungen, vor welchen die Förster heute stehen: der Klimawandel und seine Folgen. Wir hatten einen sehr milden Winter mit viel Regen, aber wenig Frost. Wie wirkt sich das auf den Wald aus?

Stiehl: Die Wasserdepots im Oberboden haben sich relativ gut wieder aufgefüllt. Im Unterboden herrscht immer noch Wasserknappheit.

Wie sieht es mit den Schädlingen aus? Normalerweise heißt es, dass ein harter Winter die Schädlinge dezimiert. Stimmt das?

Stiehl: Was den Borkenkäfer betrifft, haben wir auf einen milden, nassen, aber auch wechselhaften Winter gehofft. Denn dann können sich Pilze entwickeln, die dem Borkenkäfer zu schaffen machen. Es war zwar ein milder, feuchter Winter, aber leider haben sich die Pilze nicht so stark entwickelt wie erhofft.

Nun ist das Neandertal nicht so stark betroffen, da hier der Fichtenbestand relativ gering ist. Das ist in anderen Gebieten sicher anders?

Stiehl: Ja, sollte es erneut ein warmes und trockenes Frühjahr geben, droht sich die Borkenkäfer-Kalamität aus dem letzten Jahr fortzusetzen. Hier sind vor allem die fichtenreichen Regionen, wie der Oberbergische Kreis und das Sauerland betroffen.

Was wünschen Sie sich für den Frühling?

Stiehl: Regen. Vor allem die Jungpflanzen brauchen Regen. Selbst wenn ich persönlich auch lieber bei Sonnenschein durch den Wald gehe.

Die letzten Sommer waren extrem heiß und extrem trocken. Das hat dem Wald erheblich zugesetzt. Bäume sind abgestorben oder krank. Das macht den Förstern sicher Sorgen?

Stiehl: Im Neandertal haben wir überwiegend Buchen und circa 30 Prozent der Buchen sind krank. Die tatsächlichen Folgen des letzten Sommers können wir erst ermessen, wenn die Bäume austreiben.

Glauben Sie, dass der Sommer 2020 erneut heiß und trocken wird?

Stiehl: Ich bleibe optimistisch und ich gehe nicht davon aus, dass wir wieder einen Extrem-Sommer bekommen werden.

Und was, wenn doch?

Stiehl: Das wäre verheerend. Es würden noch mehr Bäume eingehen.

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