Viele Bräuche drehen sich ums Ei

Ostern ist das Fest alter Traditionen, die auch an vielen Stellen im Kreis Mettmann noch gelebt werden.

Viele Bräuche drehen sich ums Ei
Foto: Archiv

Mettmann. Wenn sich am Ostersonntag um 11 Uhr die Mettmanner Kinder am Stadtgeschichtshaus einfinden, steht eine besondere Tradition bevor:Beim Eierkippen erhält jedes Kind ein hartgekochtes Osterei und klopft es mit der spitzen Seite gegen das Ei eines Gegenspielers. „Der Spieler, dessen Ei kaputt geht, hat verloren und muss sein Ei an den Sieger abgeben“, erklärt Friedel Liesenkloß vom Heimatverein Aule Mettmanner. Früher hätten auch manche versucht mit einem Stopfei oder einem Ei aus Gips zu schummeln. Dies sei jedoch schnell aufgefallen, wenn das Ei nach fünf, sechs Durchläufen immer noch nicht kaputt gehe, sagt Friedel Liesenkloß. Ihm selbst sei aber noch nie ein solches Schummel-Ei untergekommen. In Ostfriesland gibt es übrigens das verwandte Eierwerfen. Die Eier werden dafür in einen Wollsack verpackt und auf einer hochgewachsenen Wiese in die Luft geworfen. Auch hier gilt: Das zerbrochene Ei ist das Verlierer-Ei.

Ein weiterer Brauch sei der Eierlauf. Ein buntes Osterei wird dafür auf einen Esslöffel gelegt und muss so schnell wie möglich durchs Zielband gebracht werden. Varianten seien auch mit speziellen Hindernissen und Hürden möglich. Wer das Ei vom Löffel hüpfen lasse, verliere. Der Gewinner bekomme ein kleines Geschenk, so Liesenkloß.

Wieso ist das Osterei für das christliche Fest so wichtig? Das Osterei stehe für die Auferstehung, sagt der Brauchtumspfleger. Im 12. Jahrhundert wurde in der katholischen Kirche sogar die Eiersegnung eingeführt.

Dass die Eier bunt gefärbt werden, hatte ursprünglich einen ganz praktischen Grund. Im Mittelalter mussten die Bauern an ihre Lehensherren das sogenannte Zinsei verrichten. Da in der Fastenzeit vor Ostern keine Eier gegessen wurden, hatten die Bauern zu Ostern genug Eier übrig, um den Zins zu zahlen. Damit sich die Eier bis Ostern hielten, wurden sie gekocht und zur Unterscheidung von den frischen, rohen Eiern mit Roter Bete eingefärbt. Durch die Farbe ergab es sich, dass die Zinseier zu Schmuckeiern wurden, die sich die Leute gegenseitig schenkten. Den Höhepunkt der Schmuckeier bildeten die für die russische Zarenfamilie gefertigten Fabergé-Eier.

Der Osterhase sei wiederum ein Symbol für Fruchtbarkeit, mutmaßt Liesenkloß. Der Hase vermehre sich einfach sehr schnell. In anderen Regionen, erklärt er, gebe es auch den Mythos, dass die Eier einfach vom Himmel fielen; weshalb sie dann wohl auch gesucht werden müssten. Neben der Pflege von regional verbreiteten Bräuchen, nimmt der Heimatverein dieses Jahr zum ersten Mal auch an einem Osterfeuer teil. Osterfeuer sind weit verbreitet und seien vermutlich im alten Ägypten entstanden, erklärt der Vorsitzende der Aulen Mettmanner. Durch das Feuer sollte die Sonne auf die Erde gelockt werden. Der Brauch sei dann vom Christentum übernommen worden. Heute wird mithilfe der Osterkerze das Licht in die Kirche getragen und der Sieg über den dunklen Winter gefeiert, informiert Friedel Liesenkloß. Und zu guter Letzt gibt es noch den Osterspaziergang am Ostersonntag. Dieser Brauch entstammt Goethes Faust. Faust findet beim Spaziergang den Pudel, der sich später als Teufel zu erkennen gibt.

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