Verkehr in Mettmann und Erkrath Acht Tempowechsel auf fünf Kilometern

Mettmann · Auf knappen fünf Straßenkilometern ändert sich acht Mal die jeweils zulässige Höchstgeschwindigkeit.

 Blitzer sollen die Einhaltung der Höchstgeschwindigkeiten im Neandertal kontrollieren.

Blitzer sollen die Einhaltung der Höchstgeschwindigkeiten im Neandertal kontrollieren.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Verkehrsjuristen sagen es sehr deutlich: Verkehrszeichen sollen von Fahrern grundsätzlich nacheinander erfasst und verarbeitet werden können. Deshalb ist eine zu dichte Abfolge von Verkehrszeichen für den fließenden Verkehr zu vermeiden. Im Neandertal scheinen das die Verkehrsplaner irgendwie vergessen zu haben. Auf den rund fünf Kilometern von Erkrath nach Mettmann müssen sich Auto- und Motorradfahrer ganze acht Mal auf eine jeweils neue Höchstgeschwindigkeit einstellen. Von Tempo 30 am Krötenzaun nahe des Museums bis zu Tempo 70 ist alles dabei.

Dabei gilt im Tal eigentlich die Devise: schauen und genießen. Vorbei an der Fundstelle des Urzeitmenschen, das Neanderthal Museum links liegen lassen, auf die Abbieger zum Südring achten und das Ortseingangsschild von Mettmann nicht verpassen. Besonders ab dem Museum brennt die Straßenverkehrsbehörde ein regelrechtes Feuerwerk an Tempobegrenzungen ab. Nach dem krötenschonenden Kriechgang mit Tempo 30 sind zunächst 50 und kurz darauf 70 Stundenkilometer erlaubt. Nach dem Abzweig zum Südring bremsen die Verkehrsschilder in kleinen Schritten ein: 70, 60, 50 Stundenkilometer werden angezeigt. Die Verkehrsteilnehmer müssen verflixt aufmerksam sein, um nicht in die nächste Radarfalle zu rauschen.

„Zuständig für die Temposchilder ist auf Mettmanner Seite die Mettmanner Stadtverwaltung“, sagt eine Sprecherin des Kreises. Im vergangenen Jahr stellte die Kreispolizei bei ihren Tempokontrollen fest, dass immerhin sechs Prozent der gemessenen Verkehrsteilnehmer ein Verwarngeld zahlen mussten; Ordnungswidrigkeiten kamen hingegen nach Angaben der zuständigen Abteilung mit 0,2 Prozent der gemessenen Auto- und Motorradfahrer kaum vor.

Talstraße ist ein Unfallschwerpunkt

In der Verkehrsunfallstatistik 2020 ist die Talstraße aus Sicht von Polizeidirektor Thomas Decken ein echter Unfallschwerpunkt. Allein am Knotenpunkt Am Königshof ereigneten sich im vergangenen Jahr 14 Unfälle. Im weiteren Verlauf der Talstraße verzeichnet die Statistik 17 Unfälle im Jahr 2020 – bei denen sieben Personen verletzt wurden. Bei jedem dritten Unfall steht die nicht angepasste Geschwindigkeit als Unfallursache im Polizeibericht. Die häufig wechselnden Höchstgeschwindigkeiten machen das Neandertal nicht sicherer.

Ob ein einheitliches Tempo im gesamten Neandertal die Fahrt entlang der Düssel angenehmer und vor allem ungefährlicher machen würde, hat noch niemand untersucht. Immerhin sprechen die übrigen, aktenkundigen Unfallgründe dafür, dass im Tal viele Verkehrsteilnehmer abgelenkt zu sein scheinen: Verstöße gegen die einschlägigen Vorfahrtsregeln und Auffahrunfälle durch Unachtsamkeit kommen nach Angaben der Polizei ebenfalls häufiger vor. In diesen Tagen kommen die Motorradfahrer hinzu, für die bei langsam steigenden Temperaturen und trockeneren Wetterlagen die Zweiradsaison wieder beginnt.

Dass tempoverliebte Verkehrsteilnehmer allzu stark eingebremst werden, müssen sie nicht befürchten. Als Erkrath vor gut zehn Jahren darüber diskutierte, auf allen großen Durchgangsstraßen der Stadt Tempo 30 einzuführen, konnten sich damals die Befürworter nicht durchsetzen. Und so wird auch der Wald aus Temposchildern im Neandertal erhalten bleiben.

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