Umstrittener Bau in Mettmann-Süd Anwohner kritisieren Caritas-Bau

Mettmann · Noch ist jeden Morgen die Sonne sichtbar für die Anwohner der Mozartstraße. Doch das Altenstift plant einen Anbau.

 Andreas Büddecker, Katharina und Heinz-Joachim Fehl (v.l.) möchten den viergeschossigen Erweiterungsbau nicht an ihren Grundstücken.

Andreas Büddecker, Katharina und Heinz-Joachim Fehl (v.l.) möchten den viergeschossigen Erweiterungsbau nicht an ihren Grundstücken.

Foto: Dirk Neubauer

Seit mehr als vier Jahrzehnten genießen Katharina und Heinz-Joachim Fehl ihr Eigenheim an der Mozartstraße. Sobald morgens die Sonne aufgeht, schickt sie ihre Strahlen durch sämtliche vorderen Fenster ins Haus. Doch auf dieses Idyll könnte schon bald ein langer Schatten fallen. Denn der Nachbar von Gegenüber, die Caritas, will die einstöckige Kapelle ihres Altenstifts Schumannstraße abreißen und durch einen viergeschossigen Erweiterungsbau ersetzen. Katharina Fehl ist entsetzt: „Die Caritas nimmt uns jede Sicht, alles Licht – und die Parkplatzsituation hier in den Wohnstraßen wird sich weiter verschlechtern.“ Vom Lärm und Dreck der Bauphase mal ganz abgesehen.

Mehr durch Zufall seien sie auf das groß dimensionierte Bauprojekt vor der eigenen Haustür aufmerksam geworden. Seither sind die Fehls und weitere Nachbarn unterwegs, um ihre Bedenken gegen den Bebauungsplan „Nr.34B-neu-Mettmann-Süd, 4. Änderung“ kundzutun. Bereits im September vergangenen Jahres formulierten sie – form- und fristgerecht – im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung ihre Einsprüche gegen den Bebauungsplan.

Bei der Einsicht der Pläne auf der Webseite des Rathauses fiel Heinz-Joachim Fehl auf, dass immer nur Grundrisse gezeigt werden, niemals dreidimensionale Architektenskizzen. Sie würden zeigen, wie massiv und hoch die Caritas bauen will – und was das für die übrigen Anlieger bedeuten würde. „Die Caritas verfolgt zum Erweiterungsbau eine merkwürdige Informationspolitik“, kritisiert Fehl. Ein ausführliches, zweiseitiges Schreiben an die Geschäftsleitung des Vinzenz-von-Paul-Hauses, datiert vom 12. Juni, wurde überhaupt nicht beantwortet. Zurück kam nur – der Einschreiben-Rückschein als Beleg dafür, dass die Post den Empfänger erreicht hat.

Die Parteien schweigen, statt den Anwohnern zu antworten

Schweigen herrsche auch bei vielen Parteien in Mettmann, denen die Anwohner der Mozartstraße ebenfalls geschrieben haben. Einzig Christoph Zachrias von der FDP schaute sich vor Ort an, was der Erweiterungsbau für die übrigen Anlieger bedeuten würde. CDU-Fraktionschef Fabian Kippenberg nannte den Ansprechpartner bei der Verwaltung für das Projekt – aber den kannten die Fehls bereits. Zur Sache!Mettmann zeigte Verständnis und die AFD meldete sich per Brief zurück. Fertig. Nun steht die Entscheidung über den Bau der Caritas im Mettmanner Rat zur Entscheidung an. Am 8. September berät der Planungsausschuss über den Bebauungsplan. Am 5. Oktober soll der Rat entscheiden. Der für das Projekt verantwortliche Bereichsleiter „Leben im Alter“, Roland Spazier macht deutlich, dass der Altenstift „Vinzenz-von-Paul“ dringend auf den Erweiterungsbau angewiesen sei. „Dies hat bei uns im Haus eine lange Vorgeschichte, sagt Spazier. Mehr als zwei Jahre lang habe man nach Alternativ-Grundstücken für einen kompletten Umzug gesucht. Das Caritas-Altenstift wurde Anfang der 1980er Jahre errichtet, bietet zurzeit 100 Plätze – davon 16 in Doppelzimmern. Was nicht mehr sein soll. Vieles entspreche nicht mehr den heutigen Anforderungen an eine Altenpflege. So gebe es Gemeinsnchaftsräume nur im Erdgeschoss und nicht auf jeder Etage. Die abzureißende Kapelle sei nicht barrierefrei zugängllich und verfüge über erhebliche Bau-Mängel. 

Spazier berichtet, die Caritas habe bereits überlegt, das beliebte Haus ganz zu schließen. „Allein für die kommenden acht Jahre steht ein Investitionsbedarf von mindestens zehn Millionen Euro an.“ Ohne den Erweiterungsbau. Er soll den Bestand des Hauses für die nächsten 20 bis 30 Jahre sichern, sagt Spazier.

Auf der anderen Seite könne er natürlich die Argumente der Anwohner verstehen. Obwohl – ein Gutachter habe zu Protokoll gegeben, dass es mit Verschattung nicht ganz so düster werden würde wie befürchtet. Gemeinsam mit dem Erweiterungsbau sollen zudem acht bis zwölf neue Parkplätze entstehen. Den Anliegern reicht das bei Weitem nicht. „An Feiertagen sind unsere Garagenausfahrten regelmäßig zugeparkt“, berichtet Anwohner Andreas Büddecker, der gemeinsam mit Fehl gegen die Baupläne der Caritas protestiert. Ob die Wagen der Müllabfuhr oder der Feuerwehr – alle hätten mittlerweile Probleme durchzukommen. „Wenn der Erweiterungsbau kommt, wird das noch schlimmer werden“, fürchtet Büddecker.

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