Ultra-Marathon in Erkrath: Harte Läufer weich geknetet

Ohne die guten Rahmenbedingungen wäre der Erkrather Sechs-Tage-Lauf eine noch größere Tortur.

Erkrath. Paul Gewers ist mit einem großen Stampfer zu Gange. Ein Hauch von Muskatnuss liegt in der Luft. Heute steht nämlich Möhreneintopf mit Hackfleischsoße auf dem Speisezettel der Athleten beim Erkrather Sechs-Tage-Lauf. Und Gewers, der eigentlich für ein Solinger Altenheim am Herd steht und sich extra Urlaub genommen hat, weiß, was die Athleten brauchen: "Heute ist das Essen etwas ballaststoffreicher, denn die Läufer essen viel Süßes - und das ist nicht gut für die Verdauung. Ansonsten gibt es viele Kohlehydrate und eigentlich auch wenig Fleisch."

Das Mittagessen wird immer sehnsüchtig erwartet

Die Einschränkung ist begründet, wie sich wenige Minuten später zeigt. Das Essen ist fertig und nach und nach kommen die Läufer zu dem kleinen Holzpavillon - und verlangen häufig noch einen Nachschlag Soße. "Der Körper schreit nach Fleisch", sagt Gewers und schmunzelt. Zum dritten Mal ist er dabei - ehrenamtlich, wie die meisten Helfer. Die Läufer kennen ihn mittlerweile. "Die warten schon immer sehnsüchtig und wollen wissen, wann es Essen gibt und was." Zur Verpflegung, die im Startgeld (320 Euro) enthalten ist, zählt auch der Stand am Rand der Laufbahn. Dort ist Mattin Becker gerade damit beschäftigt, Wespen zu verjagen, damit die nicht in die bereitgestellten Getränke fliegen und in den Hälsen der Läufer landen. Das Angebot ist reichhaltig und sieht nicht immer gesund aus: Neben Obst und Gemüse stehen Chips, Schokolade und Kuchen. "Salzgebäck ist wichtig, damit Wasser im Körper gebunden wird und Zucker, weil er schnell Energie bereit stellt", erläutert Becker, der auch selbst läuft, "aber nicht die ganz langen Strecken". Der Süßkram läuft derzeit nicht so gut. "Das ist temperaturabhängig", erklärt Becker. "Schokolade und Kuchen werden eher abends gegessen, wenn es kühler wird." Dann stehen auch Kaffe oder Tee bereit. In der Mittagssonne greifen die Läufer dann doch lieber zum Wasser oder zum alkoholfreien Bier. "Das erfrischt nicht nur, sondern hat auch viel Vitamin B - das ist gut für die Ausdauer", sagt Becker.

Die kostenlose Massage nimmt nicht jeder in Anspruch

Etwas abseits vom Trubel steht das Zelt der Masseure Marc Braunger und Udo Walter. Heute - zur Halbzeit des Sechs-Tage-Laufs - sind sie zu zweit, sonst kneten sie im Alleingang verhärtete Waden und Oberschenkel. "In unserer Praxis machen wir so gut wie keine Beinmassagen", sagt der Physiotherapeut Braunger und schickt hinterher: "Mancher hier wäre besser früher gekommen. Das ist falscher Ehrgeiz, aus Angst, Zeit zu verlieren." Dabei ist man nach zehn bis 20 Minuten fertig und die mehr als 100 Kilometer, die einige pro Tag abspulen, gehen schließlich auf die Knochen. Die meisten würden das kostenlose Angebot aber gerne in Anspruch nehmen. "Manche kommen auch zweimal am Tag - morgens und abends", sagt der Physiotherapeut. Der Sechs-Tage-Lauf dauert noch bis zum Samstag. Zuschauer sind jederzeit willkommen. Rund um den Lauf Service Für ihre Schlafstätten (Zelte) müssen die Läufer selbst sorgen. Ansonsten wird ihnen alles geboten, was das Sportlerherz begehrt: Von der umfangreichen Verpflegung bis zur Massage. Für die ganz Eiligen stehen mobile Chemie-Toiletten am Laufbahnrand bereit.

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