Kreis Mettmann : Betrüger setzen auf Angst der Senioren vor Corona
Kreis Mettmann. Die Polizei klärt an einem Infostand in Mettmann über die aktuellen Maschen am Telefon auf.
Die 63-Jährige hat alles richtig gemacht. Als abends ihr Telefon läutet und sie die Nummer 110 im Display sieht, „war ich eigentlich schon stutzig“, erzählt sie. Trotzdem nimmt sie ab. Als ein Fremder ihr mitteilt, er sei Polizist und wolle sie warnen, wird sie hellhörig.
Sie soll schnell alle Wertsachen zusammenpacken, sagt der vermeintliche Polizist. Sie stehe auf einer Einbrecherliste und müsse Geld und Schmuck in Sicherheit bringen. Sie solle alle Wertsachen im Sack vor die Türe an den Mülleimer stellen. Die Straße sei von der Polizei abgeriegelt worden, damit man die Sachen abholen könne. Am nächsten Morgen bekäme sie alles zurück. „Ich habe gefragt ,Wollen sie mich veralbern?’ und aufgelegt“, berichtet die 63-Jährige, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Am nächsten Morgen hat ihr Sohn Anzeige erstattet.
„Das war genau die richtige Reaktion“, lobt Michael Schindowski von der Abteilung Kriminalprävention/Opferschutz bei der Kreispolizeibehörde Mettmann: Er gehört mit seinen Kollegen Marlen Elsner und Udo Wilke zum Team des Info-Mobils der Kreispolizeibehörde Mettmann, die am Mittwoch, 12. August, während des Wochenmarktes auch in der Kreisstadt Station macht. Mettmann ist nicht die erste Station, zuvor waren die Beamten auch schon in anderen Städten des Kreises präsent. Der Fall der 63-Jährigen hat sich in Langenfeld zugetragen.
Doch Trickbetrüger lösen nicht immer solch selbstbewusste Reaktionen aus. Immerhin richteten sie mit solch einer Masche im Jahr 2019 einen Schaden von knapp 950 000 Euro im Kreis Mettmann an, sagt Polizeisprecherin Diana Dulischewski. 2224 Mal versuchten Betrüger, älteren Menschen per Telefon das Geld aus der Tasche zu ziehen.
Angeblicher Mitarbeiter des Krankenhauses holt Geld ab
Eine aktuell gehäuft auffallende Betrugsmasche spielt mit der Angst der Älteren vor dem Coronavirus, berichtet Udo Wilke von der Dienststelle Opferschutz: „Da ruft jemand an, und gibt vor, vom Krankenhaus zu sein.“ Der Enkel oder Neffe liege schwer an Corona erkrankt unterm Beatmungsgerät. Es sei sehr schlecht um ihn bestellt, sage der Fremde am Telefon. Man könne ihn nur noch mit einem Serum aus den USA retten. Das zahle aber die Kasse nicht. Man müsse unverzüglich handeln. Ein Krankenhaus-Mitarbeiter mache sich sofort auf den Weg, das Geld für das Medikament persönlich abzuholen. Denn erst nach Zahlung von 15 000 Euro bekomme der Sohn die rettende Injektion. Der Unbekannte bittet um Verständnis, weil viele nach der Spritze nicht bezahlt hätten. „Das ist der neueste Trick“, sagt Wilke. Dabei wirkten die Anrufer meist als empathische und nette Menschen, die glaubwürdige Geschichten erzählen.