Theater serviert literarische Kost

Die Laienspielgruppe „Nippes“ nimmt zum Fünf-Gänge-Menü die Mettmanner und ihre Eigenheiten auf die Schippe.

Theater serviert literarische Kost
Foto: Nippes

Mettmann. Zum dritten Mal wurde in der Kreisstadt „Theater von Mettmannern für Mettmanner“ gespielt und zeitgleich ein exquisites Fünf-Gänge-Menü serviert. In der Brasserie 904, die tagsüber als Kantine für das Evangelische Krankenhauses dient, kochten Chefkoch Thomas Brühl und seine Mannschaft. Vier Amateurschauspieler servierten Sketche, Lesungen und Stegreif-Theater.

Dabei drehte sich alles ums Kulinarische. Und zwar das, was die 62 Gäste auf den Tellern fanden wie auch die dazu gereichte literarische Kost. „Nippes“ nennt sich neue die Schauspieltruppe nach ihren Vornamen Nadine (Schuimer), Ingo (Grenzstein), Petra (Grenzstein) und Philipp (Seibel). Ausgeheckt haben das Ereignis Ingo Grenzstein und Thomas Brühl. Die Idee: Warum soll eine Kantine abends leer stehen, wenn in Mettmann Lokalitäten für „künstlerisch ambitionierte Events“ (Thomas Brühl) fehlen?

Den Mettmannern gefällt die Idee. Und darum haben die vier „Nippes“ ihre sogenannten Theater-Kleinigkeiten jetzt schon zum dritten Mal erfolgreich dargeboten. Bevor es dann so richtig los ging mit dem Menü, hatte Petra Grenzstein ihren ersten großen Auftritt als Reinemachefrau. „Sekret“ putze sie, denn das sei nötig in Mettmann, weil sie doch auch im Rathaus und anderen „wichtigen Häusern“ reinige. „Stadtbestimmer“ nennt die Putzfrau die Leute mit Entscheidungsrecht. Der Rathaus-Hausherr kriegt ebenso „sein Fett weg“ wie die Ratsmitglieder. Von Mettmanns Bankenviertel berichtet sie, weil dort ganz viele Bänke stehen und eben auch eine Bank. Das Publikum schmunzelt. Man kennt sich und die Probleme. Unter den Gästen waren ehemalige Stadtobere, Mitglieder des Knallfrosch-Laienspieltheaters (dem die Grenzsteins angehören), Lehrer, Freunde.

Aber auch Astrid van den Hövel-Popp und ihre Freundin Gabriele Krins aus Krefeld sind dabei und amüsieren sich königlich. Angelockt worden waren sie von Tochter Stephanie Krins, die in Mettmann lebt. Bevor dann Atlantikzungen-Filet mit Aprikosen-Wirsing (sehr lecker) von überaus zuvorkommenden und umsichtigen Kellnern serviert wurde, zitierte „Nippes“ das, was berühmte Literaten einst über das Essen gesagt haben, von Heinrich Heine über Karl Zuckmayr bis Joachim Ringelnatz. Bei den dann folgenden Sketchen ging es deftiger zu. Nadine Schuimer und Philipp Seibel brillierten als dämliches oder auch verliebtes Ehepaar im Restaurant, immer geduldig bedient von einem professionellen Kellner — köstlich gespielt von Ingo Grenzstein.

Die größten Lacher erzielten die vier Schauspieler mit dem Dreh zu einem Film über Mettmann. Da waren die Schauspieler für den Regisseur (Petra Grenzstein) mal etwas zu schnell, mal etwas zu langsam. Als sie sich total versnobt gaben, waren sie angeblich den Kreisstädtern am ähnlichsten. Da hatten die Menü-Genießer bereits ein Aperol-Sorbet und ein Wiener Kalbsschnitzel verzehrt.

Die Krefelder Damen waren zufrieden und konnten sich auf ein Eis mit Sahne freuen. Und Nippes konnte den Zuhörern vermitteln, warum man einen Koch heiraten sollte: „Die haben spitze Zungen.“

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