Standesamt zieht Bilanz: Gabriel als Vorname beliebt

Als Leiter des Standesamtes kennt Michael Wiesenhöfer viele Statistiken. Beliebte Vornamen, Zahl der Hochzeiten und Scheidenungen gehören dazu.

Mettmann. Es ist eine Zahl, die Michael Wiesenhöfer (38), Leiter des Mettmanner Standesamtes, nicht aus dem Kopf geht — die 50. „So lange war ein Paar verheiratet, bevor es sich in diesem Jahr scheiden ließ. Nach 50 Jahren Ehe. . . “. Da gerät Wiesenhöfer immer noch ins Grübeln — was da wohl vorgefallen sein mag. Im Standesamt geht das Leben jeden Tag ein und aus — wenn auch manchmal nur in Form einer förmlichen Mitteilung des Amtsgerichts, das Wiesenhöfer über die Scheidung des Goldpaares informierte, damit er einen Vermerk ins Familienstandsregister eintragen konnte.

72 Scheidungen waren es in diesem Jahr, die Wiesenhöfer in seiner Jahresstatistik aufgelistet hat. Eine Zahl, die er nicht sonderlich bemerkenswert findet, wenn nicht dieses Goldpaar dabei gewesen wäre.

Dagegen notierte der Leiter des Standesamtes mit 560 Todesfällen einen absoluten Rekord. Im Vorjahr waren es nur 534 Tote, vor zwei Jahren 476. „Im Frühjahr hatten wir so viele Sterbefälle, dass wir dachten, dass wir bis Ende des Jahres auf 600 kommen“, sagt Wiesenhöfer. Dagegen ist die Zahl der Geburten leicht gesunken — von 330 im Vorjahr auf 305 in diesem Jahr. Im Jahre 2011 waren sogar nur 288 Geburten.

Überrascht hat den Standesbeamten, dass in diesem Jahr Gabriel bei den Jungen der beliebteste Name war (im Vorjahr war Leon der Spitzenreiter). Danach folgen die Namen Paul und Tom, Alessio, Alexander, Ben, Jonas und Samuel. Bei den Mädchen ist wie im Vorjahr Mia Spitzenreiter, zusammen mit Sophie. Charlotte folgt auf dem zweiten Platz, gefolgt von Hanna, Luisa und Maria und Emma.

Bei einigen Namenswünschen der Eltern verschlägt es den Mitarbeitern des Standesamts schon mal die Sprache. „Mittlerweile müssen wir fast jeden dritten Namen nachschlagen und in entsprechender Fachliteratur nachgucken. Oder wir müssen den Namen googeln, um zu gucken, ob es ihn überhaupt gibt“, sagt Wiesenhöfer. Und wenn die Suche vergeblich war, „rufen wir auch in Botschaften an und fragen dort nach dem Namen nach“, sagt Wiesenhöfer. Die türkische Botschaft hat in diesem Jahr mehrere Anfragen des Mettmanner Standesamtes erhalten.

Immer wieder kommt es auch vor, dass Wiesenhöfer und seine Mitarbeiter ausländische Eltern darauf hinweisen müssen, dass der von ihnen gewählte Vornamen im Deutschen eine andere Bedeutung als in ihrer Landessprache hat. „Da gibt es Namen, mit denen die Kinder später einmal gehänselt werden könnten. Darauf müssen wir sie aufmerksame machen“, sagt Wiesenhöfer. Was jedoch viele Eltern nicht davon abhalte, bei ihrer Namenswahl zu bleiben.

Anders als in den Vorjahren gab es in diesem Jahr keine heiklen Situationen im Standesamt, bei denen es sich Braut oder Bräutigam in letzter Sekunde doch noch anders überlegten. „Wir hatten eine Doppelhochzeit. Zwei befreundete Paare haben geheiratet. Das war ganz schön“, sagt Wiesenhöfer.

Inzwischen sind seit diesem Jahr sogar Trauungen auf der großen Wiese hinter der Goldberger Mühle möglich. Was bei einem feuchten Untergrund aber durchaus auch zu kleineren Problemen führen kann. Wiesenhöfer erinnert sich noch gut daran, als während der Trauung sein Stuhl einseitig in den aufgeweichten Untergrund der Wiese sank, er mit seinem Körperwicht akrobatisch verhindern musste, dass er samt Stuhl umkippt.

Den 72 Scheidungen in diesem Jahr standen 141 Eheschließungen (im vergangenen Jahr waren es 151 Trauungen) gegenüber. „Fast die Hälfte wird geschieden. Was natürlich nur rein statistisch stimmt“, sagt Wiesenhöfer. Geschieden wurde übrigens auch das erste Paar, das der Leiter des Standesamtes 2006 in Mettmann getraut hatte.

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