Stammzellenspende - Treffen mit dem Lebensretter

Vor zwei Jahren rettete Jörg Jatzkowski als Stammzellenspender Ursula Berger das Leben. Jetzt trafen sich beide zum ersten Mal.

Mettmann. Ursula Berger hat zwei Geburtstage. Einer davon ist am 29. April. Denn an diesem Tag vor zwei Jahren rettete ihr eine Stammzellentransplantation das Leben. Es war die letzte Chance gegen die Leukämie, die bei ihr diagnostiziert worden war. „Ich habe mich immer gefragt: Wer ist der Spender?“ Ihren Lebensretter wollte die 65-Jährige „unbedingt in den Arm nehmen und ‚danke’ sagen“. Pünktlich zum zweiten Festtag saß er nun bei ihr, Ehemann Klaus und den Töchtern Beate und Andrea: Jörg Jatzkowski.

Dass das geklappt hat, ist auch der Initiative des 42-jährigen zu verdanken. „Genauso, wie sich Ursula gefragt hat, wer ich bin, wollte ich wissen, wer sie ist und vor allem, ob mein Einsatz ihr geholfen hat.“ Also schrieb er im Frühsommer 2010 einen ersten, noch anonymen und von der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) weiter geleiteten Brief.

„Mein Mann beantwortete den Brief. Ich war noch zu schwach.“ Kraft und Lebensfreude kehrten nach und nach zurück, „Es ging bald bergauf. Nach einem Jahr fühlte ich mich wieder gesund.“ Die damals füreinander namenlosen Unbekannten („die ganze Familie versuchte anhand der Schrift zu enträtseln, ob mein Spender ein Mann oder eine Frau ist — die Schrift war eher weiblich.“) schrieben sie sich regelmäßig.

„Sie sind mein genetischer Zwilling“, formulierte Ursula in einem ihrer Briefe und stellte im Herbst 2011 den Antrag, zu erfahren, wer der Lebensretter ist. Drei Tage vor Weihnachten erreichte Familie Berger ein Fax. Von Jörg, 41 Jahre, Bremer. „Das war ein sehr emotionaler Moment“, erinnert sich Ursula Berger gerührt.

Ein Termin zum echten Kennenlernen bei den Bergers war schnell gefunden und bei strahlendem Sonnenschein, Sekt und Selters gab es für den Bremer zunächst ein Geschenk. Ein liebevoll zusammengestelltes Fotobuch, in dem die 65-Jährige wichtige Etappen einschlißlich der Brieffreundschaft dokumentiert hat. Schnell kamen beide miteinander ins Gespräch, und so erzählte Jörg Jatzkowski, dass er sich mit 20 typisieren ließ. „Ich war seit 22 Jahren in der DKMS-Datei, nie angefragt worden und überrascht als ich dann plötzlich Post bekam.“

Angst vor dem Einsatz hatte er nicht. Bevor es los ging, „wurde ich tagelang auf Herz und Nieren gecheckt“. Die Blutentnahme „ist wie eine Dialyse, ich bin vorher gut von den Ärzten aufgeklärt worden und die Sache selbst tat nicht weh.“ Hinterher fühlte er sich „topfit“ und würde eine solche Aktion immer wieder machen. „Und ich kann nur jeden ermutigen, sich typisieren zu lassen.“

„Ich bin noch nicht ganz die Alte, aber doch fast“, erzählt Ursula Berger. „Früher konnte ich schlecht ‚nein’ sagen. Das kann ich jetzt schon.“ Im DHB-Netzwerk-Haushalt, früher Hausfrauenbund, ist sie im Ortsverband Mettmann nach wie vor Vorsitzende, lässt aber manches langsamer angehen. „So viel Glück, wie ich gehabt habe, das ist selten“, fasst sie die „belastende Zeit, die ich ohne meine Familie nicht durchgestanden hätte“, zusammen.

Bei den vierteljährlichen Kontrollterminen in der Klinik sucht sie das Gespräch mit Patienten. „Ich möchte anderen Mut machen.“ Und mit Jörg („das könnte mein Sohn sein“) ist ein baldiges Wiedersehen geplant. Am 6. und 7. Juli lädt die DKMS anlässlich ihres 20-jährigen Bestehens nach Dessau ein. „Da freuen wir uns schon alle drauf.“

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