Mettmann Bekommt die Stadt ein „Ökokonto“?

Mettmann. · Die Stadt Mettmann will beim Thema Umweltschutz anders denken und möchte neue Projekte auf den Weg bringen.

 Tiere wie die Feldlerche brauchen offenes Land für Nahrungssuche und Brut.

Tiere wie die Feldlerche brauchen offenes Land für Nahrungssuche und Brut.

Foto: dpa/Andreas Neuthe

Um im Vorfeld der Überlegungen Möglichkeiten auszuloten, hatte die Verwaltung die Stiftung „Rheinische Kulturlandschaft“ (SRK) eingeladen. Die Ausführungen von Diplom-Agraringenieur Markus Reinders, Bereichsleiter Kompensation bei SRK, fanden die Ausschussmitglieder sehr überzeugend.

Ausgangspunkt für die Stiftung ist die Tatsache, dass die meisten Landschaften in NRW durch die jahrhundertelange Bewirtschaftung durch den Menschen geformt wurden. Entstanden sind offene Hügel und Felder, auf denen Landwirtschaft und Natur nebeneinander existieren. „Ohne den Menschen hätten wir überall Nadelwälder, die für viele heute heimische Arten ungeeignet sind“, führte Reinders aus.

Vögel wie Feldlerche, Grauammer und Kiebitz etwa bräuchten offenes Land für Nahrungssuche und Brut. Auch viele Insektenarten bevorzugten waldfreie Gebiete mit Gräsern und Blühpflanzen. Vor diesem Hintergrund müsse man Umweltschutz anders denken. Es gelte, die Symbiose von Landwirtschaft und Natur zu optimieren. „Landwirte sind die größten Flächennutzer und einer der großen Eingriffsfaktoren. So, wie sie Lebensräume für neue Arten geschaffen haben, können sie sie auch wieder auslöschen“, warnte Reinders. „Naturschutz durch Nutzung“ lautet das Motto der SRK, die aus der Landwirtschaft heraus gegründet wurde und auf Kooperation zwischen Vorhabenträger und Maßnahmenträger setzt.

Sie berät Landwirte und Flächenbesitzer über Naturschutz- und Ausgleichsmaßnahmen, führt Eingriffe und Pflege bis zu 30 Jahre lang durch und steuert und kontrolliert die Ergebnisse. Im Arbeitsgebiet der Stiftung, das die Regierungsbezirke Düsseldorf und Köln umfasst, seien bereits über 250 Kompensationsprojekte mit rund 500 Vertragspartnern durchgeführt worden. „Viele Landwirte sehen nicht nur ihren eigenen Profit und wollen was tun“, so Reinders‘ Erfahrung.

Als erster meldete sich Bürgermeister Thomas Dinkelmann zu Wort: „Wir haben das Dilemma der doppelten Flächenzerstörung: Baumaßnahmen und Landwirtschaft verbrauchen Flächen, für die Ausgleichsflächen aufgeforstet werden, die für Vögel und Insekten auch wieder nutzlos sind“.

Ute Stöcker (CDU) hofft auf eine Zusammenarbeit von SRK und Stadt Mettmann. „Wir wollen, dass ein Umdenken stattfindet und werden uns für die nächsten Ausschüsse Gedanken machen“, kündigte sie an. Die Möglichkeiten seien vielfältig, sagte Markus Reinders. Die Stiftung könnte städtische Bebauungspläne für 30 Jahre managen oder ein „Ökokonto“ einführen. So seien die ökologisch wertvollen Streuobstwiesen sehr betreuungsintensiv, wohingegen blühende Ackerrandstreifen kaum Pflege bräuchten.

Auch die Landwirte in Mettmann könnten davon profitieren. Die Stiftung könne auch selbst Flächen erwerben oder pachten. Ute Stöcker machte Druck: „Herr Bürgermeister, jetzt ist es Ihre Aufgabe, die Fachbereiche zusammenzuführen“.

Kämmerin Veronika Traumann erklärte, dass die Verwaltung das intern besprechen wolle. „Herr Reinders soll das mal durchrechnen, und ob für Mettmann ein Ökopunkte-System infrage kommt“. Dann sind der Bauausschuss und der Planungsausschuss am Zuge.

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