Schule: Das Hogwarts von Hochdahl

Seit 30 Jahren besteht das Bergische Internat auf Gut Falkenberg. Leiter Bernd Kesseler setzt auf traditionelle Werte und Disziplin.

Hochdahl. Hach, das Internatsleben! Tagsüber kasernierter Schuldrill voll schwarzer Pädagogik, nachts Ausbüxen per Strickleiter oder Expeditionen zum Mädchenflur, während der Hausmeister mit der Taschenlampe über die Gänge patrouilliert. Doch halt! Genug der Klischees zwischen Hanni und Nanni und Hogwarts, Harry Potters Schule. Das kann doch nicht die Wirklichkeit sein, im Bergischen Internat in Hochdahl. Oder?

Mittwochmorgen, im Büro des Schulleiters Bernd Kesseler. Vor ihm sitzen zwei Jungen, 13 und 15 Jahre alt. "Delinquenten", sagt Kesseler. Letzte Nacht haben die zwei gegen eine der ehernen Regeln verstoßen. Nach 22 Uhr wurden sie auf dem Gang erwischt. Verboten! Jetzt droht ein dreitägiger Ausschluss vom Unterricht, im Wiederholungsfall Schulverweis. "Wollt ihr das?", blitzt der Rektor die Sünder an. Beide schütteln die Köpfe. In ihren Augen glitzern Tränen. "Mal schauen, ob ich das diesmal noch durchgehen lasse", sagt Kesseler, als sich die Tür des Büros hinter den Jungen geschlossen hat.

Liebe und Strenge, das ist seit 30 Jahren Kesselers Rezept auf dem Bergischen Internat. Die Privatschule habe er gegründet, "weil ich das liberale Wischiwaschi an staatlichen Schulen nicht ausgehalten habe". Solche Sätze haut der Rektor einem im Gespräch gern um die Ohren. Er wolle auf seiner Schule angehen gegen das "Kleiner-Prinz-Syndrom", wo verwöhnte Kinder ständig im Mittelpunkt stünden und keinen Gehorsam lernten. "Kinder brauchen Führung, wie ein Fluss, der rechts und links eine Mauer hat."

Also hat das Internat feste Regeln wie die eiserne Nachtruhe und einen durchstrukturierten Alltag: Wecken um sieben, Unterricht bis zum Nachmittag, ab 16 Uhr anderthalb Stunden Hausaufgaben unter Schweigepflicht, nach dem Abendessen Veranstaltungen. Keine Fernseher auf dem Zimmer, keine Computerspiele, stattdessen donnerstags nachmittags den "Spieltag" mit Aktivitäten wie Segeln oder Box-AG. Wer über die Stränge schlägt, sitzt am Spieltag nach. Soviel zur Strenge. Und was ist mit der Fürsorge?

"Die Betreuer sind immer für uns da", sagt Neuntklässler Jonas (15). Man habe immer jemanden zum Reden, wenn es mal Probleme gebe. "Natürlich gibt es viele Regeln, aber insgesamt ist es hier familiär und keine Kaserne." Und auch mit den Regeln sei das so eine Sache: "Man muss sich ja nicht unbedingt erwischen lassen, wenn man mal rausgeht", deutet Richard (15) an. Langweilig, meinen beide, werde es ohnehin nie. "Man hat schnell Freunde hier und macht fast alles zusammen." Ein weiterer Vorteil laut Jonas: "Hier sind die Klassen kleiner und die Lehrer kümmern sich besser um einen. Ich war vorher auf zwei anderen Gymnasien, hier komme ich besser klar."

Anfang Im August 1977 errichtete Bernd Kesseler das Bergische Internat auf Gut Falkenberg ein. Er startete mit 100 Schülern.

Schüler Derzeit besuchen 200 Kinder zwischen 10 und 19 Jahren die Schule, davon 100 das Internat. Die Klassen fünf bis zehn werden in Hochdahl unterrichtet.

Kooperation Die Schüler der Oberstufe besuchen den Unterricht des Herder-Gymnasiums in Wuppertal, sind aber auf Gut Falkenberg untergebracht. Die Schule bietet alle staatlich anerkannten Sekundarabschlüsse bis zum Abitur an.

Klassen Die zehn Klassen umfassen zwischen 16 und 22 Schüler.

Personal Für die Schüler sind 16 Lehrer da, dazu kommen 24 weitere Sozialpädagogen, Erzieher, Hausmeister, Köche. . .

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