Segnungsfeier für Regenbogen-Paare Segnung für alle Liebenden in der Kirche

Mettmann · Premiere in St. Thomas Morus: Erstmals hat die katholische Kirchengemeinde einen Segnungsgottesdienst als sogenannte Regenbogenkirche veranstaltet. Alle sich liebenden Paare der LGBTQ-Community waren eingeladen.

 LGBTQIA+: Wer sich liebt, konnte sich jetzt erstmals im sogenannten Regenbogen-Gottesdienst in St. Thomas Morus segnen lassen.

LGBTQIA+: Wer sich liebt, konnte sich jetzt erstmals im sogenannten Regenbogen-Gottesdienst in St. Thomas Morus segnen lassen.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Mit den Worten „liebe Liebende“ leitete Pfarrer Ullmann einen besonderen Gottesdienst in der Thomas Morus-Kirche ein. Ihm gegenüber saßen an diesem Nachmittag nicht nur Gläubige aller Altersstufen. Liebende aller Sexualitäten waren gekommen, um gemeinsam vor und mit Gott die Liebe in ihrer ganzen Vielfalt zu zelebrieren. Es war der erste Segnungsgottesdienst dieser Art und dieser Offenheit für die örtliche Gemeinde, organisiert wurde er von den Mitgliedern der Arbeitsgruppe „Regenbogenkirche für alle“.

„Heute singen wir Liebeslieder“, begrüßte Mitverantwortliche Andrea Lauer die Gäste am Kircheneingang. Ein gefüllter Parkplatz und zahlreiche gut gelaunte Besucher deuteten schon vor dem Beginn des eigentlichen Gottesdienstes auf einen Erfolg hin. Klar wurde sofort: Nur die Liebe zählte an diesem Sonntag. In Zweierpaaren fanden die Gäste ihren Platz, inklusive des wohl größten Liebesbeweises: ihren Kindern.

Der Gottesdienst wurde nicht nur im übertragenen Sinne bunter als sonst gestaltet. Farbenfrohe Schals in allen Farben des Regenbogens schmückten die Hälse einiger Chormitglieder hinter dem Altar, auch Gemeindereferentin Ulrike Platzhoff schmücke sich mit einem Regenbogen. Der „Regenbogen-Projektchor“ fand extra für den Anlass des besonderen Segnungsgottesdienstes zusammen und begleitete den Nachmittag mit Musikstücken rund um das Thema Liebe. Auch Fürbitten und Lesung richteten ihre Scheinwerfer abermals auf die Liebe – „Lasset die Liebe immer gewinnen“, hieß es.

Highlight und Kernpunkt der Zusammenkunft war eine Segnung inklusive Salbung der anwesenden Paare und Einzelpersonen, durchgeführt von Pfarrer Ullmann (Segnung) und Ulrike Platzhoff (Salbung).

Ein Jahr habe die Umsetzung des besonderen Segnungsgottesdienstes gedauert, erklärte Andrea Lauer. Sie ist eins der sieben Mitglieder der Regenbogenkirche AG und hat es sich wie die anderen Engagierten zum Ziel gemacht, Diskriminierung von Frauen und Nicht-Heterosexuellen in Mettmann und Wülfrath zu bekämpfen. Die viele Arbeit hat sich gelohnt: „Es war wunderschön“, lobte Alina Maellczarem. Sie und ihr Mann Michael waren extra aus dem Norden Düsseldorfs angereist, um den Gottesdienst mitzuerleben. Auch Gäste aus Hilden und Düsseldorf-Bilk feierten gerne mit, Michael Meallczarem sieht die „Regenbogenkirche für alle“ als Vorreiter und Vorbild für alle Kirchen und wünscht sich in der Zukunft weitere solche Projekte.

Bücher zum Thema stellte die Stadtbibliothek zur Verfügung

„Letzte Woche haben wir zwei Infoveranstaltungen durchgeführt“, erklärte Andrea Lauer. Dort sollte vor dem Segnungsgottesdienst erst einmal Aufklärungsarbeit geleistet werden. Diese drei Aktionen sollen jedoch nicht die letzten bleiben.

„Wir haben noch einiges vor“, beteuerte die Mettmannerin. Als nächster Punkt steht auf der Agenda der Engagierten die Beschaffung von Regenbogenflaggen. Denn: Die Kirche soll Farbe bekennen. Auch ihr Tätigkeitsgebiet, das sich bisher nur über Mettmann und Wülfrath erstreckt, soll erweitert werden.

Beim Segnungsgottedienst bekannte die katholische Kirche gerne Farbe – per Regenbogenflaggen und Büchern rund ums Thema LGBTQ+, zur Verfügung gestellt von der Mettmanner Stadtbibliothek, um nicht zuletzt auf ihr vielfältig-buntes Sortiment aufmerksam zu machen.

„Jeder aus unserer Arbeitsgruppe hat Ausgrenzung schon einmal erlebt“, klärte Andrea Lauer über die ganz persönliche Motivation hinter der Initiative auf. Sie alle wünschen sich die (kirchliche) Akzeptanz von jedem und jeder.

Im Rahmen des Diskussionsforums „Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche“ fanden sich die Engagierten im Frühjahr 2022 zusammen und begannen mit der Planung ihrer Projekte und Ziele.

Einige dieser Ziele konnten sie schon jetzt durchsetzen. Unter anderem sorgten sie für eine Veröffentlichung auf der Homepage der Kirchengemeinde, die jedes Geschlecht, jede sexuelle Orientierung und jede Identität willkommen heißt.

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