Ovationen für einen Lehrer

Der stellvertretende Leiter des HHG, Peter Dach, geht nach 34 Jahren in den Ruhestand.

Metzkausen. Das werden für Peter Dach ganz besondere Ferien: die längsten seines Lebens. Eine Woche lang hat der stellvertretende Schulleiter des Heinrich-Heine-Gymnasiums (HHG) noch Zeit, Abschied von seiner Schule zu nehmen, an der er mehr als sein halbes Leben verbracht hat — 34 Jahre. Mit 63 Jahren geht er in den Vorruhestand. „34 Jahre sind genug. Ich kann mir neben Schule auch noch was anderes vorstellen“, sagt der Lehrer für Deutsch und Erdkunde. Am Freitag wurde er in der Aula von Schülern, Ehemaligen, Kollegen und Eltern verabschiedet.

Hunderte von Papierschiffchen hatten die Schüler für den leidenschaftlichen Segler gefaltet und auf die Treppen der Bühne gestellt. Als Edith Frank und Veronika Held, die ältesten Kolleginnen Dachs, mit dem stellvertretenden Schulleiter in ihrer Mitte die Aula betraten, sprangen alle Gäste von ihren Stühlen auf: Stehende Ovationen — ein tosender Beifall brandete auf. Diesen Tag wird Studiendirektor Dach so schnell nicht mehr vergessen. Das war selbst für den erfahrenen Seebären ein hoch emotionaler Moment.

Als Peter Dach 1977 als junger Referendar ans Metzkausener Gymnasium kam, fand er sofort Gefallen an der Schule. „Es war die Atmosphäre, die mir damals schon gefiel.“ Das HHG sei eine Insel der Glückseligkeit. Auch heute noch. „Richtige Disziplinprobleme gibt es hier nicht.“ Dass seine Versuche, die Schule zu wechseln, jedes Mal an der Frauenquote scheiterten, darüber ist er im Nachhinein ganz froh. Zuletzt zog Dach seine Bewerbung als Leiter des Konrad-Heresbach-Gymnasiums zurück, als er erfuhr, dass sich Anneke Leder auch auf die Stelle beworben hatte.

Nach 34 Schuljahren würde Dach auch heute wieder Lehrer werden wollen. „Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen hat mir immer viel Spaß gemacht“, sagt er. Deshalb wollte er „eigentlich“ auch gar kein Schulleiter werden. „Denn als Stellvertreter hat man noch Zeit für die Schüler.“

Dass sich die Schüler während seiner vielen Dienstjahre verändert haben, sieht Dach nicht. „Die Kinder sind die gleichen geblieben, problematischer sind nur ihre Eltern geworden“, sagt er. Weil ihre Erwartungshaltung immer größer geworden sei. Für sie sei Schule ein Dienstleister, der sich auch um die Erziehung ihrer Sprösslinge zu kümmern habe.

Was Dach bis zuletzt gar nicht mochte, waren Schüler, „die nicht dazu stehen, wenn sie mal Mist gebaut haben“. Ungeheuer genervt haben den ordnungsliebenden Lehrer aber auch Kaugummis und Lollies in Schülermündern. „Und jetzt kommt ein deutliches Zeichen für eine Veränderung“, sagte der Lehrer am Freitag in seiner Abschiedsrede zu den Schülern: „Seid so gut, und nehmt euch am Ausgang, wenn ihr jetzt geht, jeder einen Lolli. Ich gebe einen aus.“

Zuvor hatte Dach der großen Gästeschar sein langes Berufsleben statistisch gerafft: „34 Jahre am HHG, das sind 38 000 Unterrichtsstunden an rund 7500 Tagen.“ Dazu gehörten aber auch rund 10 000 Tassen Kaffee im Lehrerzimmer und 2000 Tafeln Milka als Nervernahrung.

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