Nachtschicht: Produktion hautnah erlebt

Mehr als 400 Besucher kamen zur „Nachtschicht“ in die Firma Seibel.

Mettmann. „Vielen Dank für Ihr Warten“, „es ist nett, dass Sie so geduldig sind“ und „ja, es hat leider etwas länger gedauert“ — das waren die am häufigsten gesprochenen Sätze der Mitarbeiterinnen. Denn die Resonanz auf die Nachtschicht am Freitagabend war schlichtweg umwerfend. „Damit haben wir nicht gerechnet“, freute sich auch der Chef der Besteckmanufaktur, Wilhelm Seibel.

Waren es im vergangenen Jahr etwa 350 Besucher insgesamt, die bis Mitternacht durch die verschiedenen Stationen der Fertigung geführt worden waren, war diese Zahl bei der diesjährigen „Nachtschicht“ schätzungsweise schon um 22 Uhr erreicht. „Scheinbar hat sich unser Werkverkauf herumgesprochen“, mutmaßte der Firmenchef.

Auch der Ausstellungsreigen „Made by ME“, der noch bis zum 24. Juli an verschiedenen Orten zu sehen ist, sorgte für großen Zulauf. Hauptsächlich staute es sich in der Werkhalle und dem Shop rund um die hoffnungslos unterbesetzten Kassen. Aber auch in der Manufaktur selbst herrschte großer Andrang. In kleine Gruppen aufgeteilt, fanden sich Interessierte an den einzelnen Stationen ein. Jonas (6) beispielsweise legte angstfrei ein Werkstück, das einmal ein Suppenlöffel werden sollte, auf ein Band und staunte über das Ergebnis: „Die scharfe Kante ist ja ab!“

„Das ist alles pure Handarbeit. Das ist doch eigentlich unbezahlbar“, lobte David Berg am Ende des Parcours. Schritt für Schritt zeigten die Spezialisten, wie aus einem Stück Metall vor allem nach viel Schleifen und Polieren ein formschönes Besteckteil wird. Wie üblich gab es aber nicht nur die formschönen und mit Designerpreisen ausgezeichneten Fabrikate von mono zu sehen. Wilhelm Seibel hatte auch diesmal „befreundete Firmen aus Mettmann eingeladen, die Dinge fertigen, von denen man noch nicht alles weiß“. So gab es Wissenswertes über maßgefertigte Schuhe zu erfahren, bei Heidenreich, dem Schreiner, konnten sich Mutige selbst an Holz und Hobel versuchen, und sich bei Inga Mehner über individuell gefertigten Schmuck informieren.

Und wie in den Vorjahren auch war die Nachtschicht nicht nur eine preiswerte Einkaufsmöglichkeit mit Warenkunde. Es war bei sommerlichen Temperaturen eine hübsche Freiluftparty bei Grillwurst und ausgesuchten Weinen. „Jetzt gönnen wir uns eine Erfrischung“, freute sich Luise Bauer nach „gefühlt einstündigem Anstehen unter heißen Scheinwerfern“ auf ein kaltes Bier mit Freundin Annegret. Im kommenden Jahr, so scherzte der Firmenchef, würde es bei überdimensioniert langen Warteschlangen Erfrischungen oder ein Flying-Buffet geben.

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