Wülfrath „Mobile Retter“ bald im Kreis aktiv

Kreis Mettmann. · Eigens geschulte Helfer leisten Erste Hilfe. Sie werden über eine App zu einem Notfall dirigiert und übernehmen die Reanimation, bis die Rettungskräfte eintreffen.

 John Bastian Etti demonstriert eine Wiederbelebung an einer Puppe. Die bald eingesetzten „Mobilen Retter“ werden dies auch können.

John Bastian Etti demonstriert eine Wiederbelebung an einer Puppe. Die bald eingesetzten „Mobilen Retter“ werden dies auch können.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Der Kreis Mettmann schließt eine Versorgungslücke in der Wiederbelebung von Menschen. Bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes leisten künftig qualifizierte Ersthelfer als „Mobile Retter“ Reanimationen. Arne Köster, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes im Kreis Mettmann, stellte gestern gemeinsam mit Landrat Thomas Hendele das neue System vor.

Menschen, die im Kreis wohnen oder arbeiten und bereits vorgeschult sind – also Mitarbeiter von Hilfsdiensten, Feuerwehr, Polizei oder medizinisches Personal – werden vom Kreis in Reanimationstechniken aus- und fortgebildet. Nach einer Zertifikation erhalten sie eine App auf ihr Mobiltelefon. Alarmiert werden die mobilen Retter durch die Leitstelle, bei der zunächst der Notruf 112 eingeht und ein Mensch mit dem Verdacht eines Herz-Kreislauf-Stillstandes gemeldet wird. Über eine GPS-Abfrage wird anschließend überprüft, ob sich „Mobile Retter“ in der Nähe des Notfallortes befinden.

Diese werden dann durch die Leitstelle alarmiert. Nimmt ein mobiler Retter den Einsatz an, wird er durch die Navigation der App zum Notfallort geleitet. Er übernimmt die Wiederbelebungsmaßnahmen eines möglichen Ersthelfers, der bereits am Ort ist, und führt sie weiter, bis Notarzt und Rettungssanitäter eingetroffen sind.

Die nötige Technik, so Köster, wird in Kürze installiert. Dann werden mobile Retter im Kreis gesucht: 100 wären gut, 500 besser“, sagt Köster. An den Start sollen die Retter dann Anfang 2020 gehen.

Wird über den Notruf 112 Hilfe angefordert, sind qualifizierte Rettungskräfte in der Regel innerhalb von acht bis zwölf Minuten am Einsatzort. „Wir wissen, dass bei Herzstillstand bereits nach fünf Minuten erste Schädigungen einsetzen“, sagt Köster. Deshalb sei es so wichtig, dass die Wiederbelebung unmittelbar einsetze.

„Mobile Retter“ sind eine Ergänzung des derzeitigen Systems

Es gibt Fälle, in denen die Hilfsfrist von acht bis zwölf Minuten nicht ausreicht, um ein Überleben des Patienten zu ermöglichen. „Wir haben zwar seit Jahren die Möglichkeit, Anrufer der Leitstelle über Telefon in einer Reanimation anzuleiten. Doch wenn jemand alleine und aufgeregt ist, dann ist die Unterweisung begrenzt.“ Auch der Einsatz von spontanen Ersthelfern, die nicht besonders geschult sind, sei zwar hilfreich, ersetze aber nicht die Arbeit der geschulten mobilen Retter. Laien sind laut Köster oft überfordert: Sie haben Angst davor, einen Fehler zu machen, oder ekeln sich vor einer Mund-zu-Mund- oder Mund-zu-Nase-Beatmung.

Das System „Mobile Retter“ ist eine Ergänzung zum bestehenden System, sagt der leitende Notarzt und ersetzt nicht den regulären Rettungsdienst. Seit Mai 2017 werden im Kreis Mettmann die vorklinischen Wiederbelebungen dokumentiert und ausgewertet. In diesem Zeitraum konnten 25,5 Prozent aller Patienten mit einem Herz-Kreislauf-Stillstand wiederbelebt und mit einem stabilen Kreislauf ins Krankenhaus transportiert werden.

Der Reanimations-Erfolg, so Köster, ist dennoch nicht zufriedenstellend. Eine Laienreanimation erfolgte im untersuchten Zeitraum im Kreis nur in 30,6 Prozent der Fälle, der Bundesdurchschnitt liegt bei 39,1 Prozent.

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