Mettmann: Wenn das Geld fürs Essen fehlt

Immer mehr Eltern können sich die Mahlzeiten im Kindergarten nicht mehr leisten. Die Stadt will Sponsoren suchen.

Mettmann. Armut gab es im Kindergarten Händelstraße lange Zeit nur im Verborgenen: Da brachten Kinder ihr eigenes Essen mit oder wurden von ihren Eltern immer kurz vor den gemeinsamen Mahlzeiten abgeholt. Denn die Gemeinschaftsverpflegung kostet 48 Euro pro Monat - für manche Familien nicht zu stemmen.

"Im vergangenen Jahr sind die ersten Eltern auf uns zugekommen und haben uns darauf angesprochen", erinnert sich Kindergarten-Leiterin Sigrid Haar, die diese Entwicklung mit Sorge beobachtet.

Denn gerade jene Kinder, die wegen Geldmangels ausscheren, bräuchten die Erziehung im Kindergarten oft besonders dringend. "Das hat ja mit Gemeinschaft und mit Bildungszeit zu tun. Wir würden gerne ermöglichen, dass alle Kinder mitessen können", sagt Haar.

Genau darum wird es am Donnerstag im Jugendhilfeausschuss gehen. Denn die warmen Mahlzeiten werden auch in den anderen 15 Kindertagesstätten der Stadt zum Problem. Viele Eltern trauen sich bisher noch nicht, ihre Not auszusprechen. "Die Leute sind ja auch stolz - zum Glück. Das macht es für uns aber unheimlich schwer", schildert Haar. Gelegentlich spricht sie Eltern auf mögliche Engpässe an. Manche reagieren erleichtert, andere wehren beschämt ab.

Die Statistik des Jugendamts weist etwa 100 Kindergartenkinder aus, die aus Familien mit weniger als 15 000 Euro Jahreseinkommen und von den Kindergartenbeiträgen befreit sind. Für das gemeinsame Essen müssen sie dennoch - je nach Träger - zwischen 43 und 50 Euro berappen.

Hartz IV sieht gleichzeitig aber nur etwa 30 Euro für die Mittagsmahlzeiten von Kindern vor. "Die Restsumme von 20 Euro ist für diese Eltern eine nicht tragbare Belastung", stellt auch das Jugendamt in seiner Beratungsvorlage fest und rechnet vor, dass etwa 24 000 Euro pro Jahr notwendig seien, um alle Kinder zu versorgen.

Doch auch die Stadt ist notleidend. Der Zuschuss zum Mittagessen wäre eine freiwillige Leistung - "diese kann angesichts der Haushaltslage nicht übernommen werden", heißt es aus dem Jugendamt. Alternativen sind also gefragt.

Die Träger der Kindergärten haben sich schon Gedanken gemacht. Sie schlagen ein Sponsorenmodell vor, ähnlich dem, wie es bereits die Ganztagsschulen praktizieren. Die Sponsoren könnten jeweils für drei Jahre ein Kindergartenkind ernähren helfen. Für die nötige Aufmerksamkeit sollten die Politiker sorgen, der Start könnte dann schon im nächsten Kindergartenjahr sein.

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