Mettmann Mettmanns Rücklagen schmelzen

Mettmann · Die Finanzen Mettmanns schwinden. Trotz höherer Einnahmen aus der Gewerbesteuer rutscht die Stadt ins Defizit. Der Haushalt für 2020 ist damit genehmigungspflichtig.

 Wie dieser Eisberg in der Arktis schmelzen auch die Rücklagen der Stadt Mettmann dahin.

Wie dieser Eisberg in der Arktis schmelzen auch die Rücklagen der Stadt Mettmann dahin.

Foto: picture-alliance/ dpa/Mayr

. Die Kämmerin der Stadt Mettmann Veronika Traumann hat in der Ratssitzung jetzt den Haushaltsplanentwurf 2020 eingebracht. Dabei kündigte sie an, dass für das kommende Jahr mit einem Defizit in Höhe von rund 3,7 Millionen Euro zu rechnen ist. Der Haushalt ist damit genehmigungspflichtig. Doch wie kommt dieses Defizit zustande?

Der Aufwand ist
größer als die Erträge

Die Erträge werden im Jahr 2020 voraussichtlich um rund 3,9 Millionen Euro auf rund 114,6 Millionen Euro steigen. Demgegenüber stehen Aufwendungen in Höhe von rund 118,3 Millionen Euro gegenüber, die sich gegenüber dem Vorjahr um rund 7,1 Millionen Euro erhöht haben. Daraus ergibt sich besagter Jahresfehlbetrag in Höhe von rund 3,7 Millionen Euro.

Die Ausgleichsrücklage
ist abgeschmolzen.
Was bedeutet das?

Bislang hatte die Stadt Mettmann noch Geld auf der hohen Kante – in Form der so genannten „Ausgleichsrücklage“. Sie wies zuletzt ein Guthaben von rund einer Million Euro auf. Sie ist zwischenzeitlich jedoch auf Null abgeschmolzen. Damit kann der Jahresfehlbetrag nicht mehr durch die Entnahme aus der Ausgleichsrücklage fiktiv ausgeglichen werden. Damit wird der Haushaltsplan
genehmigungspflichtig.

Was bedeutet das?

Die Stadt muss ihn dem Kreis als kommunaler Aufsichtsbehörde vorlegen. Kreiskämmerer Martin Richter wird ihn prüfen.

Hat die Stadt Mettmann denn jetzt keine Reserven mehr?

Städte verfügen noch über eine so genannte Allgemeine Rücklage als Reserve. Die muss die Stadt Mettmann jetzt angreifen. Sie würde sich laut Kreiskämmerei auf Nachfrage unserer Redaktion bei einem Defizit von 3,7 Millionen Euro um 3,13 Prozent verringern. Die Stadt Mettmann ist damit noch nicht zu einem Haushaltssicherungskonzept (Hausiko) verpflichtet: Das muss sie erst dann auflegen, wenn die Allgemeine Rücklage in zwei aufeinander folgenden Jahren um fünf Prozent verringert wird.

Was ist denn das schon wieder– die „Allgemeine Rücklage“?

Die Allgemeine Rücklage ist der buchhalterisch erfasste virtuelle Gegenwert des Vermögens einer Stadt, das in Form von Straßen, Schulen, Wegen, Plätzen, Feuerwehrhäusern und sonstigen Gebäuden besteht. Es ist im Gegensatz zum kaufmännischen Betriebsvermögen kein Vermögen, mit dem Schulden abgedeckt werden können, sondern nur ein buchhalterischer Posten. Für das tatsächlich benötigte Geld müssen die Städte Kredite aufnehmen. Eine Stadt gilt als überschuldet, wenn neben der Ausgleichs- auch die Allgemeine Rücklage aufgebraucht wurde.

Paradox: Die Einnahmen der Stadt Mettman steigen doch eigentlich, denn der Ertrag aus der Gewerbesteuer wächst?

Eigentlich ist es um die Einnahmenseite der Stadt Mettmann gut bestellt. Die Erträge aus Steuern und ähnlichen Abgaben weisen eine Gesamtsteigerung von rund 3,9 Millionen Euro auf, wobei der Anstieg der Gewerbesteuererträge bei gleichbleibendem Hebesatz von 435 mit 1,4 auf 16,5 Millionen Euro dazu beiträgt. Die zu erwartenden Schlüsselzuweisungen steigen um rund zwei auf 10,9 Millionen Euro.

Allerdings steigen die Ausgaben. Sie verursachen das Defizit.

Die Aufwendungen steigen gegenüber 2019 um 7,1 Millionen Euro, woran insbesondere die Steigerung der Personalaufwendungen (2,1 Millionen), die Steigerung der Sach- und Dienstleistungen (1,1 Millionen) und die Steigerung der Transferaufwendungen mit rund 4,6 Millionen Euro zu Buche schlagen.

Zu den Transferaufwendungen gehören beispielsweise die Kosten für Kindertageseinrichtungen und Ogata, die mit 10,9 Millionen Euro zu Buche schlagen. Auch die Kreisumlage, die von zwei auf 18,5 Millionen Euro steigt, macht einen Löwenanteil daran aus.

Die Stadt schafft aber auch Vermögen – sie investiert

2020 sind Investitionen mit einer Gesamtsumme von rund 20,5 Millionen Euro vorgesehen. Sie fließen in laufende und neue Baumaßnahmen. Außerdem wird sogenanntes bewegliches Anlagevermögen neu angeschafft oder erneuert. Auch Planungskosten beispielsweise für den Neubau der Feuerwache oder die Einrichtung der Gesamtschule werden unter diesem Posten zusammengefasst. Dazu gehören aber auch die „klassischen“ Investitionen wie Straßenerneuerungen sowie Brandschutzmaßnahmen an Schulen. Zu den geplanten Investitionen gehören unter anderem die Sanierung des Hallenbades, die Erweiterung des Kindergartens Obschwarzbach, der Neubau einer Fahrzeughalle für die Feuerwehr in Obschwarzbach, der Umbau des Schulgebäudes Peckhauser Straße, die Ertüchtigung des ehemaligen Hauptschul-Gebäudes Borner Weg, das beim möglichen Umbau der Carl-Fuhlrott-Real- in eine Gesamtschule als Übergangsquartier dienen soll, und die Tribünenanlage in der Sporthalle Herrenhauser Straße.

Muss der Bürger jetzt
die Zeche zahlen?

Der Haushaltsplan 2020 sieht laut Veronika Traumann weder eine Erhöhung der Grundsteuer B (seit 2017 keine Erhöhung) noch der Gewerbesteuer (seit 2015 keine Erhöhung) vor. Allerdings legt die Stadtverwaltung bis Ende des Jahres dem Rat ein Maßnahmenpaket vor, mit dem die Ausgaben gekürzt werden sollen. Das könnten einige Bürger zu spüren bekommen, indem beispielsweise Sanierungsmaßnahmen von Straßen verschoben oder Zuschüsse gestrichen werden.

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