Schule in Mettmann Vom Umgang mit der Demokratie

Mettmann · Hochkarätig besetztes Podium diskutiert im Konrad-Heresbach-Gymnasium mit 210 Schülern.

 Das Podium im Konrad-Heresbach-Gymnasium: (V.l.) Jürgen Artmann, Sandra Pietschmann, Ina Besche-Krastl, Jana Reiter, Ulrich von Alemann, Martin Sträßer. Nicht im Bild: Christian Untrieser.

Das Podium im Konrad-Heresbach-Gymnasium: (V.l.) Jürgen Artmann, Sandra Pietschmann, Ina Besche-Krastl, Jana Reiter, Ulrich von Alemann, Martin Sträßer. Nicht im Bild: Christian Untrieser.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Das mit der „Demokratie“ ist eine Mitmachorganisation, sagt Politikwissenschaftler Professor Ulrich von Alemann von der Uni Düsseldorf. So gesehen hat das Konrad-Heresbach-Gymnasium (KHG) ordentlich gepunktet. Für die „Woche der Demokratie“ hat die Schülervertretung die Aula geblockt und den dort provisorisch stattfindenden Schulsport verbannt. Geistes- statt Leibesübungen gibt es am Donnerstag für 210 Oberstufenschülerinnen und -schüler. Auf dem Podium sitzen die Mettmanner Landtagsabgeordneten Ina Besche-Krastl (Grüne), Martin Sträßer und Christian Untrieser (beide CDU), Bürgermeisterin Sandra Pietschmann (parteilos) und Jürgen Artmann als Pate für die „Schule ohne Rassismus“ plus Alemann.

Ihr Thema lautet: „Ist unsere Demokratie in Gefahr?“ Anfangs ist sich das Podium einig: Desinteresse, Politikmüdigkeit, mangelnde Beteiligung und sinkende Wahlbeteiligung können scheinbar Unverrückbares ins Wanken bringen. In osteuropäischen Ländern und in Israel ist das zurzeit zu beobachten. Gegenmittel? Als am Ende aus dem Publikum nach der Absenkung des Wahlalters bei Landtagswahlen von 18 auf 16 Jahren gefragt wird, strahlt Besche-Krastl: Die Grünen haben die Christdemokraten davon überzeugt. Es steht in der aktuellen Koalitionsvereinbarung und soll demnächst in NRW kommen.

Wie aber umgehen mit den Feinden der Demokratie, zu denen in dieser Runde die sogenannten Reichsbürger, aber auch die AFD gezählt werden? Sie desinformieren in Social Media-Kanälen, verbreiten Fake News und wollen entweder bewaffnet putschen, wie die Reichsbürger, oder die Demokratie von innen her aushöhlen, wie die AFD. „Grundsätzlich finde ich gut, dass die AFD im Landtag sitzt und 18, 20 Prozent der Menschen in diesem Land vertritt“, sagt Politikwissenschaftler Alemann. „Denn dort kann man sie in Diskussionen stellen.“

Bürgermeisterin Pietschmann lobt das KHG. Konsequent und rasch habe die Schule ihre Kontakte zu einem Mettmanner Bauern abgebrochen, der sich als Reichsbürger-Freund entpuppt habe. Erst vor Kurzem hat die Bürgermeisterin selbst dort eine Ordnungsverfügung zugestellt und ein erneutes Reichsbürgertreffen in Mettmann dadurch aufgelöst.

Stärker als früher müsse sich die Demokratie gegen ihre Feinde wehren. Der Sturm auf das US-Kapitol sei eine Warnung, finden die beiden Christdemokraten in der Runde. Christian Untrieser sagt, das Parlament müsse ein geschützter Raum sein, in dem ungestört von radikalen Strömungen diskutiert und an Gesetzen gearbeitet werde. Zu den radikalen Strömungen zählt Untrieser neben der AFD und Reichsbürgern auch die Klima-Kleber der Letzten Generation, die bereits in den Düsseldorfer Landtag eingedrungen seien. Dort würden nun schärfere Sicherheitsbestimmungen gelten.

Protest von Ina Besche-Krastl: Diese Gleichsetzung von Klimaaktivisten mit Rechtsradikalen gehe eindeutig zu weit. Alemann springt ihr bei. Untrieser erklärt, wie er es gemeint hat. Die Schüler erleben live in ihrer Aula, wie in der Demokratie mit Konflikten umgegangen wird.

Am Ende gibt es Beifall – auch für Schülersprecherin Jana Reiter, die die Runde gekonnt moderierte, obwohl sie ab 7.15 Uhr eine wichtige Geschichtsklausur geschrieben hatte.

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