Mettmann: Offenes Haus für Jung und Alt

Bei vielen hat sich noch nicht herumgesprochen, dass „am Kö“ auch die Senioren Einzug gehalten haben.

Mettmann. "Dass das hier seit 35 Jahren das Jugendhaus ist, bekommt man aus den Köpfen nicht so schnell heraus", weiß Axel Meven. Der Projektleiter in Sachen "Mehrgenerationenhaus am Kö" sieht die Situation keineswegs rosarot. "Mir ist auch zu Ohren gekommen, dass hier Fußgänger vor allem in den Abendstunden immer noch die Straßenseite wechseln", sagt er - und geht in die Offensive: "Man kann die Dinge eben nicht übers Knie brechen und von heute auf morgen Vorstellungen ändern, die sich in den Köpfen festgesetzt haben."

Dass die allerdings auch auf Vorurteilen beruhen, lässt er nicht unerwähnt. Denn es sind längst nicht nur, wie oft behauptet, Jugendliche mit Migrationshintergrund, die das Haus regelmäßig besuchen. Auch schon vor der Neukonzeption trafen dort unter anderem durch die offene Jugendarbeit und die Seniorenwerkstatt mehrere Generationen zusammen.

Mittlerweile sind etliche neue Gruppen hinzugekommen. "Es genügt uns nicht, einfach nur die Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen. Wir wollen auch, dass sich die Initiativen öffnen", betont Meven und erklärt weiter, was er sich konkret darunter vorstellt: "Vor kurzem hat mich eine Gruppe angesprochen, die sich regelmäßig trifft, um Französischkenntnisse aufzufrischen. Ich habe die Mitglieder gebeten, doch nachmittags zu kommen, damit vielleicht Schüler mitmachen können, denen Nachhilfe in Französisch helfen würde."

Mit der Öffnung der Cafeteria vor einem Jahr wurde die Marschrichtung festgelegt, in die sich das Mehrgenerationenhaus in Zukunft bewegen will: sich für alle Mettmanner öffnen, ein offenes Haus werden, Wünsche und Bedürfnisse der Menschen aufgreifen - das sind die Vorstellungen, die das Team im "Haus am Kö" umsetzen möchte.

Das setzt allerdings voraus, dass sich mehr engagierte Ehrenamtler melden, um mitzumachen. "Wir würden die Cafeteria gerne auch am Nachmittag öffnen. Mit einer Teilzeitmitarbeiterin können wir das zeitlich aber noch nicht leisten", räumt der Projektleiter ein.

Ein weiterer Schritt vom Jugend- zum Mehrgenerationenhaus ist die Vermietung der Einrichtung für private Feiern. "Viele Mettmanner haben das Haus noch nie von innen gesehen und sind positiv überrascht. Einige kommen später wieder, um in der Cafeteria zu frühstücken", freut sich Axel Meven.

Auch die Kooperation mit freien Trägern bei Familienfreizeiten öffnet das Haus für Familien, die es sonst nicht besuchen würden. Dass es zwar immer mehr Gruppen gibt, die das Haus nutzen, diese jedoch nicht miteinander in Berührung kommen, räumt Meven ein. "Welche 14-Jährige möchte schon gern mit ihrer Mutter einen Kurs besuchen?", sagt er, und fügt hinzu: "Auch die Vorstellung, dass der Jugendliche der Oma das Handy erklärt, hat nichts mit der Realität zu tun. Das können viele Senioren auch selbst."

In einigen Monaten müssen die Fördermittel von jährlich 40 000 Euro für weitere drei Jahre beim Bund beantragt werden. Axel Meven geht davon aus, dass das Mehrgenerationenhaus auch über diesen Zeitraum hinaus das Stadtbild prägen wird.

"Wir werden fünf Jahre finanziell unterstützt. Diese Zeit wollen wir uns auch nehmen, um nachhaltige Strukturen aufzubauen, damit das Projekt langfristig funktioniert." Mevens Wunsch: "Dass dann niemand mehr die Straßenseite wechselt, sondern viele ganz bewusst das Haus besuchen."

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