Mettmann: Karatetrainer Dzudzevic war mit Campino auf der Matte

Sogar den Sänger der Toten Hosen hat Jusuf Dzudzevic schon trainiert – und dazu in den vergangenen 30 Jahren etwa 5000 Kinder.

Mettmann. 30 Jahre Karate in Mettmann sind vor allem mit einem Namen verbunden: Jusuf Dzudzevic (63), den in Mettmann eigentlich jeder nur mit seinem Vornamen anspricht. Der Diplom-Sportlehrer hatte vor drei Jahrzehnten direkt Nägel mit Köpfen gemacht.

Er sprach mit dem damaligen Vorsitzenden des Mettmanner Turnvereins (MTV) über seine Pläne, Kinder und Jugendliche in der asiatischen Kampfsportart unterrichten zu wollen. "Ein paar Wochen später standen 20 Kinder in der Halle", erinnert sich Jusuf Dzudzevic an sein erstes Training.

"Eigentlich hat halb Mettmann bei mir trainiert", sagt er und lacht. So ganz stimmt das natürlich nicht, aber mehr als 5000 Kinder dürften es wohl in den vergangenen 30 Jahren gewesen sein.

Auch Campino von den "Toten Hosen" stand bei ihm auf der Matte. Noch bis vor fünf Jahren hat der Musiker oft beim Training mitgemacht, ohne dass sich das groß herumgesprochen hätte.

"Darüber war er auch ganz froh", glaubt Jusuf Dzudzevic, der den Sänger regelmäßig beim Fitnesstraining unterstützt hat. "Dafür bin ich zweimal in der Woche nach Düsseldorf-Wald gefahren. Dort haben wir auf der Wiese trainiert".

Ins Herz geschlossen hat Jusuf Dzudzevic aber alle seine jungen Schüler. Für viele war er mehr als nur Karatetrainer. "Sie haben mir schon manches erzählt, was nicht jeder zu hören bekam", weiß er.

Zwei- bis dreimal in der Woche hat er die Kinder und Jugendlichen trainiert und sich nebenher Zeit zum Zuhören genommen. "Karate ist geblieben, aber die Menschen haben sich verändert", zieht er eine Bilanz der zurückliegenden drei Jahrzehnte.

Stress und Hektik seien viel schlimmer geworden als früher, was viele Kinder aggressiver mache. "Manchmal habe ich das Gefühl, Karate ist dann wie eine Therapie. Und manche Eltern erwarten auch, dass ich ihre Kinder diszipliniere und sie beim Karate vor allem Aggressionen abbauen können", sagt Jusuf Dzudzevic.

Dabei gehe es gerade bei dieser Sportart um Ruhe und Gelassenheit. Und Selbstverteidigung beginnt für den Karatetrainer nicht erst beim Karate, sondern schon beim Umgang mit dem ganz normalen Alltag. "Da können viele Kinder noch nicht mal mit dem Ball umgehen und ducken sich weg, anstatt ihn zu fangen", hat er beobachtet.

Als Jusuf Dzudzevic vor mehr als 30 Jahren in Düsseldorf damit beginnen wollte, Kindern Karate beizubringen, stieß er noch auf heftigen Gegenwind. Die Sportart war damals Erwachsenen vorbehalten.

Dzudzevic ließ nicht ab von seinen Plänen und wurde später der erste deutsche Karatetrainer, der auch mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet hat. Dafür wird er in Kürze vom Deutschen Karateverband mit einer Ehrennadel ausgezeichnet.

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