Mettmann: Immer noch fließen Tränen

Gedenktag: Das Bürgerforum erinnerte an die Fällung der Blutbuche vor einem Jahr. Der Unmut über den Zeitpunkt ist immer noch groß.

Mettmann. Für viele Mettmanner war die Fällung der alten Buche im Frühjahr des vergangenen Jahres ein trauriger Augenblick. Mit einem lauten Krachen waren in den frühen Morgenstunden des 27. Februar 2008 die ersten Äste zu Boden gefallen. Im Minutentakt hatten die Mitarbeiter der Gartenbaufirma die Kettensäge angesetzt, um sich von unten bis zur Krone vorzuarbeiten. Zwei Stunden später war der Baum gefällt.

So endete damals der letzte Akt der Auseinandersetzung um den 200 Jahre alten Baum, der einer geplanten Bebauung am Königshof weichen musste. Zuvor war das Bürgerbegehren für den Erhalt der Buche gescheitert. Noch in letzter Minute hatten sich die Bürgerinitiative und der Naturschutzbund (Nabu) zu Wort gemeldet und auf die Baumschutzsatzung verwiesen. Der im Planungsausschuss gefällte Entschluss konnte dadurch allerdings nicht mehr gekippt werden.

Um an die Ereignisse vor einem Jahr zu erinnern, haben die Buchenretter mit dem Mettmanner Bürgerforum am Samstag zum Gedenktag eingeladen. Und es flossen wieder hier und da Tränen beim Blick auf die große Buchenscheibe. Viele Passanten äußerten ihren Unmut vor allem über den Zeitpunkt der Fällung. "Es war nicht nötig, einen gesunden Baum abzuholzen, der an einer so wichtigen Stelle noch viel Frischluft gebracht hätte", kritisierte Birgit Seeberger die Entscheidung, den Baum weit vor der Baumaßnahme zu fällen. "Das ist eine Sünde, die nicht mehr rückgängig zu machen ist. Dort wird sich jetzt lange gar nichts tun, deshalb hätte man die Buche auch stehenlassen können", sagte Bernd Cramer, der nicht mehr an den baldigen Bau des Kö-Karrees glaubt.

Thomas Dinkelmann, stellvertretender Vorsitzender des Bürgerforums, sparte nicht mit kritischen Worten in Richtung Politik. "Das war ein klarer Fall von Machtmissbrauch. Das wurde gemacht, damit die Bürger nicht noch auf andere schlaue Ideen kommen", sagte er. Harte Worte von jemandem, der es eigentlich wissen muss: Dinkelmann war bis vor kurzem noch SPD-Ortsvereinsvorsitzender und hatte sich damals durch seine Unterschrift auf den Listen der Bürgerinitiative reichlich Ärger mit der eigenen Partei eingehandelt, aus der er mittlerweile ausgetreten ist.

Eher zurückhaltend äußerte sich hingegen der frühere Sprecher der Bürgerinitiative, Christoph Hütten: "Mit der Fällung der Buche sind viele Bürger wach geworden. Wir wollen keine alten Wunden aufreißen, sondern diesen Schwung jetzt mitnehmen und nach vorn schauen".

Was mit der Buchenscheibe passieren soll, steht noch nicht fest. "Wir sammeln noch Ideen", so Christoph Hütten. Vom japanischen Gong bis zur "Litfassbuche" sei so einiges im Gespräch. Auf jeden Fall solle die Symbolkraft erhalten bleiben. Einen Vorschlag hatte übrigens auch Bürgermeister Bodo Nowodworski beigesteuert. Der Verwaltungschef könnte sich die Buchenscheibe an der Wand des Kö-Karrees mit eingeschnitzter Hausnummer vorstellen.

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