Hygienefachkraft in der Pandemie „Wollen optimalen Schutz gewähren“

Mettmann. · Boris Ulitzka, 39, ist Hygienefachkraft am EVK Mettmann. Seine Kompetenz ist derzeit vom Chefarzt bis Azubi intern wie extern sehr gefragt. Der Kampf gegen die Pandemie ist ein Fulltime-Job.

 Boris Ulitzka ist Hygienefachkraft im Evangelischen Krankenhaus Mettmann.

Boris Ulitzka ist Hygienefachkraft im Evangelischen Krankenhaus Mettmann.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

In der Pandemie gucken die Leute ganz besonders auf das Krankenhaus und die Menschen, die hier arbeiten. Vor allem wenn es um den Umgang mit Krankheiten und Hygiene geht. Zusammen mit einem Kollegen bin ich Hygienefachkraft am Evangelischen Krankenhaus Mettmann. 2002 absolvierte ich meine Ausbildung zum Krankenpfleger, zehn Jahre später begann ich die Zusatzausbildung zur Hygienefachkraft, die zwei Jahre dauert. Und ich muss sagen, mein Beruf ist und bleibt wahnsinnig spannend, das Thema ist einfach umfassend. Das klingt für den Laien komisch, aber für mich ist es faszinierend, alle Mittel auszuschöpfen, um bestmöglich Hygienekonzepte zu entwickeln und umzusetzen.

Normalerweise, also im tatsächlich alltäglichen Betrieb, gelten wir akribischen Hygieniker als ein bisschen lästig. Denn Hygienekonzepte gibt es für alle Bereiche im Haus, vom OP-Plan bis zum Empfang. Und dass immer alles exakt eingehalten wird, das ist unser Job. Im Normalbetrieb erscheint manchem Kollegen unser strenges Hingucken halt manchmal nervig. Aber da kenne ich kein Pardon.

Natürlich schaut jetzt alle Welt in der Corona-Krise genau hin, fragt nach, holt sich Ratschläge. Es ist, als wären wir aus einem Dornröschenschlaf wachgeküsst worden. Es gehört zu meinen Aufgaben, alle Kollegen im Haus möglichst zeitgleich und umfassend zu informieren. Keine ganz leichte Aufgabe bei etwa 650 Mitarbeitern, denn auch im Verlauf der Corona-Krise verändern sich Vorschriften und Maßnahmen. Alle zu kennen ist wichtig, sie aufs EVK anzupassen, zwingend. Sie zu vermitteln ist das A und O, und das gilt halt für alle, vom Azubi bis Chefarzt.

Aber es macht auch immer Spaß, es ist eine Freude, mit den Kollegen zu sprechen. Wir sind auch für die kleinsten Nachfragen da, mein Diensttelefon hab ich immer dabei. Um alle bei Neuerungen zeitgleich zu erreichen, das ist ja bei den Dienstplänen eine Kunst für sich, haben wir eine unterstützende Software. Aber vieles wird im bilateralen Gespräch geklärt, und da sind neben dem Know-how Fingerspitzengefühl und Takt wirklich relevant. Letztlich geht es uns darum, optimalen Schutz zu gewähren, für jeden Patienten, jeden Mitarbeiter und jeden Besucher. Damit wir am Ende keine Scherben aufkehren müssen, sind wir präventiv besonders aktiv.

Herausfordernde Phase für
die furchtlosen Corona-Fighter

Vor allem für unsere furchtlosen Corona-Fighter ist es derzeit eine herausfordernde Phase. Der Alltag ist zwar extrem routiniert – das muss auch so sein, wir konnten viele Prozesse aus dem Frühjahrs-Lockdown optimieren. Unter anderem haben wir ein Video gedreht, kein ganz alltäglicher Job. Drehbuch und Ablauf haben wir selbst festgelegt, ebenso den Dreh selbst, anschließenden Schnitt und dass der Film auf dem EVK-Server für jedermann zugänglich landet. Im Schulungs-Clip geht es um das richtige Be- und Entkleiden für die Arbeit auf Station. Die Kollegen machen da wirklich was mit, es dauert, ehe vom Häubchen bis zum Schuh alles fachgerecht angezogen ist. Dann kommt das große Schwitzen, denn unter den vielen Schichten wird es lecker warm, und zum Dienstschluss wird alles wieder fachgerecht abgelegt.

Sars-CoV-2 ist nicht die erste Pandemie. Nicht nur ich werde mich an Schweinegrippe oder die Ehec-Epidemie 2011 erinnern. Keime, Viren und Bakterien geben halt immer wieder Rätsel auf. So ist das auch in der Corona-Pandemie. Auch Feuerwehr und Arztpraxen informieren sich bei uns. Der normale Arbeitstag dauert zurzeit gute zehn Stunden, da ist dann ein schönes Privatprogramm ein besonders wichtiger Ausgleich – zumal es ja derzeit keinen Urlaub gibt. Hoffentlich geraten wir alle bald wieder in ruhigeres Fahrwasser. Wenn es mir möglich ist, gehe ich joggen. Seit 20 Jahren lebe ich in Mettmann und kenne die schönsten Strecken. Außerdem bin ich gerne mit meinen Kindern unterwegs. Privat bin ich übrigens in Sachen Hygiene zwar akkurat, kann aber auch mal sprichwörtlich fünf gerade sein lassen.

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